Man sagt, heißt es in diesem Buch, der Klavierbauer Julius Blüthner hätte ein besonders gutes Händchen bei der Auswahl des Holzes für seine Pianos gehabt. Wenn er in den rumänischen Wäldern mit seinem Spazierstock an die Fichten klopfte und dem Fallen der Stämme lauschte, konnte er sagen, aus welchem ein ausgezeichneter Resonanzboden werden würde. Diese Sachkenntnis und die Liebe zum Detail beim Bau, ließen in seiner Werkstatt Klaviere entstehen, die mit ihrem warmen Klang die Menschen bezauberten.
Ein solches Blüthner-Piano vermacht ein geheimnisumwitterter, blinder Deutscher der 8-jährigen Katya Anfang der 1960er Jahre im sowjetischen Zagorsk. „Ihr Herz schlägt für die Musik, das sieht selbst ein Blinder,“ schreibt er in seinem Abschiedsbrief.
Und er hat Recht. Katya verliebt sich in ihr Blüthner und in die Musik, die sie ihm entlocken kann. Viele Jahre wird sie täglich an ihrem Klavier sitzen und schließlich an der Leningrader Akademie ihren Abschluss als Konzertpianistin machen.
Als ihr Mann Mikhail sie bedrängt, mit ihm und ihrem kleinen Sohn in die USA auszuwandern, sträubt sie sich, denn es wäre unmöglich, das Blüthner mitzunehmen. Weiterlesen