Amerika in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts. Es ist die Zeit der bunten Hawaiihemden und der Bubble-Gum-Musik. Student Devin durchlebt gerade den ersten Liebeskummer seines Lebens und aus purem Trotz nimmt er einen Job in dem Vergnügungspark „Joyland“ an. Joyland hat seine beste Zeit schon hinter sich, Disneyland erweist sich als ernsthafte Konkurrenz für die kleinen Parks, die schon im Niedergang begriffen sind. Aber noch hält sich der kleine Park und für Eingeweihte hat er sogar ein Geheimnis: Die Geisterbahn hält sich einen echten Geist. Den Geist eines Mädchens, das dort ermordet wurde. Devin ist neugierig, aber nicht er bekommt das Mädchen zu Gesicht, sondern jemand ganz anderes. Devin lernt eine Mutter mit ihrem kranken Sohn kennen, der Junge ist unheilbar krank, sitzt im Rollstuhl und versucht trotzdem, dem Leben alles abzugewinnen, was es zu leben gibt. Er träumt vom Fliegen und was könnte dem Fliegen näher kommen, als das Riesenrad von Joyland?
Die größte Leistung von Stephen Kings neuestem Werk ist es, die Lebendigkeit der Siebziger noch einmal aufleben zu lassen. Er lässt den Leser ganz tief eintauchen in die Zeit der kleinen Vergnügungsparks, als Geisterbahnen noch unheimlich waren und niemand über die Giftigkeit von Lackfarben diskutierte. Hunde liefen noch frei am Strand herum und alles schien möglich. Das gelingt hier auch deswegen so gut, weil David Nathan Devin ist, die Geschichte in der Ich-Form erzählt wird und Devin als alter Mann sich an diesen Sommer erinnert. Aus der Sicht der heutigen Zeit lässt sich natürlich eine Menge Nostalgie aufbauen.
Wem das Lesegefühl von „Stand by me“ oder auch von „Der Anschlag“ mochte, der wird auch „Joyland“ lieben. Es ist ein Roman über Erwachsenwerden und Verantwortung, über falsche und richtige Entscheidungen und auch ein bisschen ein Krimi. Stephen King ist ein Horror-Autor? Sagen wir mal, der kleine Schuss Horror stört nicht.
Fazit: Gelungene Vorlage mit einem David Nathan in Hochform.
Stephen King: Joyland, gelesen von David Nathan.
Random House Audio, Juni 2013.
2 mp3-CDs, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.