Leo kann kein Blut mehr sehen, seit sie als 3-Jährige eine Platzwunde auf der Stirn erlitten hat. Peinlich, wenn man fast in Ohnmacht fällt, nur weil man mit einem Jungen zusammenprallt und er ein bisschen blutet. Noch peinlicher, wenn der Knabe Augen zum Dahinschmelzen hat. Und wenn man dann noch einfach so geküsst wird und nicht mehr weiß, ob die weichen Knie vom Blut oder vom Kuss kommen, sind die Weichen endgültig auf Stress gestellt. Umso schlimmer, dass Elijah ein verschlossener Charakter ist, den Leo nur durch inszenierten Zufall treffen kann und der sie dann mehr als einmal einfach ignoriert.
Leo will mehr über Elijah wissen und besucht ihn auf dem Trainingsgelände seiner Familie. Vater, großer Bruder und Elijah betreiben eine Capoeira-Schule, das ist eine Mischung aus Tanz und Kampfsport, die aus den Straßenslums von Brasilien kommt. Wie jeder Straßenkampfsport ist Capoeira kompromisslos und ebenso kompromisslos scheint Elijahs Vater zu sein. Obwohl Elijah sich gerne einigelt, kann es Leo nicht entgehen, dass er immer dann Blessuren aufweist, wenn sie seinem Vater begegnet ist. Gleichzeitig wird sie in der Nähe der Trainingshalle von einem merkwürdigen Straßenbettler verfolgt, der immer wieder etwas von Mädchen murmelt, die im September stürben, und Leo wäre das nächste. Im letzten September ist wirklich ein Mädchen gestorben, ein tragischer Unglücksfall beim Capoeira-Training. Leo fragt Elijah direkt nach diesem Mädchen und er verschließt sich derart, dass ein böser Verdacht aufkommt.
„Septembermädchen“ ist ein spannender Thriller um Loyalität und Verlust. Er zeigt, wie sehr ein Umfeld einen Menschen prägen kann, denn Elijah folgt den Idealen seines Vaters, obwohl er sie längst als falsch erkannt hat. Er ist hin- und hergerissen zwischen seiner Liebe zu Leo und dem Wunsch, seine Familie zu schützen. Aber am Ende muss er sich entscheiden, ebenso wie Leo sich entscheiden muss, wem sie letztlich glaubt und vertraut.
Fazit: spannender Thriller, der außerdem noch Lust auf die Sportart macht.
Kathrin Lange: Septembermädchen.
Arena, August 2013.
271 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.