Sandrone Dazieri: In der Finsternis

finsAls in ihrem Bezirk ein kleiner Junge verschwindet, wird die zurzeit beurlaubte Colomba gegen ihren Willen von ihrem Chef zu den Ermittlungen hinzugezogen. Widerwillig fügt sie sich und geht auf Dante Torre zu, einen Mann, der in seiner Kindheit entführt wurde und jahrelang in einem Betonsilo gefangen gehalten wurde. Das ist an ihm nicht spurlos verloren gegangen. Er leidet unter massiver Platzangst und Phobien, hat in dem Gefängnis aber auch gelernt, Menschen durch ihre Gestik und Mimik zu lesen. Dies soll dem Ermittlungsteam beim aktuellen Fall hilfreich sein. Doch Dante glaubt schnell an die Unschuld des mutmaßlichen Täters. Er ist überzeugt, dass sein eigener Kidnapper, der eigentlich für tot gehalten wird, noch am Leben ist und weiterhin kleine Kinder entführt. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn jede vergangene Minute könnte den Tod des kleinen Jungen bedeuten.

Dazieri ist ein großartiger, häufig spannender Roman gelungen. Seine beiden Hauptfiguren könnten kaum skurriler sein und passen doch perfekt zu „In der Finsternis“. Colomba ist nach einem Einsatz, bei dem viele Menschen gestorben sind und sie selbst verletzt wurde, seit Monaten beurlaubt. Sie hat Zweifel an sich selbst, weiß aber auch, dass sie eigentlich was die Polizeiarbeit angeht Einiges auf dem Kasten hat. Dante könnte kaum mehr von Zwängen kontrolliert sein. Er kann so gut wie nur im Freien schlafen, geht wochenlang nicht aus seiner Wohnung und hat sich vor seinen Mitmenschen weitgehend zurückgezogen. Nur manchmal hilft er bei der Lösung von Fällen, die ihm sein Anwalt per Mail oder Telefon übermittelt. Plötzlich sehen sich diese beiden Menschen, die kaum unterschiedlicher sein könnten, miteinander verbunden. Im gleichen Boot versuchen sie, sich für das Leben des kleinen Jungen einzusetzen.

Bei 560 Seiten bleibt die eine oder andere Länge in der Handlung natürlich kaum aus. „In der Finsternis“ hat zugegeben diese Lägen, sie schaden dem Roman allerdings nicht! Die Geschichte findet immer wieder zu ihrer Stärke und Spannung zurück und man möchte das Buch nicht aus der Hand legen. Dazieris Roman ist einer derjenigen, für die es sich lohnt, am nächsten Tag mit Ringen unter den Augen nach einer durchlesenen Nacht zu seinen Aufgaben zu gehen. Die beiden Hauptfiguren sorgen für die gewisse Schärfe in der Handlung und könnten toller nicht charakterisiert sein. Es macht Spaß, ihnen zu folgen und sowohl dieser Umstand als auch das schriftstellerische Talent des Autors lassen hoffen, dass „In der Finsternis“ nicht sein letztes Werk bleibt!

Ein spannender, äußerst empfehlenswerter Roman!

Sandrone Dazieri: In der Finsternis.
Piper, März 2015.
560 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.

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