Richard Kadrey: Sandman Slim 02: Höllenjäger

James Stark war, nein, ist eine Legende in der Hölle. Unter dem Namen Sandman Slim hat er sich in der Arena im Kampf gegen jede Menge Höllengezücht einen Namen als Killer gemacht. Jetzt ist er zurück in Los Angeles – der Stadt der Engel.

Doch auch ein aus der Hölle zurückgekehrter Nephilim muss leben – zumal die Videothek, die er mit einem weiteren Höllenabkömmling, dem sein Körper abhanden gekommen ist, gemeinsam betreibt, nicht eben Reichtümer abwirft. Da kommt es geschickt, dass ein Engel Station in L.A. macht. Luzifer persönlich, der gefallene Engel Nummer Eins ist zu Gast in der Filmstadt. Hier will der Höllenfürst offiziell bei der Verfilmung seines Lebens nach dem Rechten schauen, inoffiziell wird es ihm in der Hölle ein wenig zu heiß. Seine Kollegen rüsten zur Rebellion, da ist ein Ausflug in irdische Gefilde angesagt. Um nicht ganz schutzlos zu sein, engagiert er Sandman Slim als Leibwächter.

Als dieser dann eine tschechische Pornodarstellerin, die zum Zeitvertreib Jagd auf Zombies macht, kennenlernt, gehen sie alle interessanten Zeiten entgegen – macht sich doch eine Horde Untoter auf, an Sandman Slim herumzuknabbern – etwas, das die letzten Hemmungen bei ihm zerbröselt und ihn auf eine Vendetta der besonders grausigen Art entsendet …

Weiter geht es mit der Neuauflage der einst bei Rowohlt und Feder&Schwert erstveröffentlichten ersten Teile der gefeierten Sandman-Slim-Reihe. Inzwischen ist die Reihe im Original mit Band 12 abgeschlossen worden – ob Blanvalet nach der Neuausgabe der ersten beiden Romane weitermacht, ist mir leider noch nicht bekannt. Angekündigt ist zumindest zunächst kein weiterer Nachschub – dies kann aber auch der Neuausgabe von Butchers Harry Dresden bei Blanvalet geschuldet sein, die Kapazitäten bindet.

Zum vorliegenden Buch: Das Lesevergnügen ist beträchtlich, wenn wir unserem Antihelden ins abgedrehte zweite Abenteuer folgen. Wie gewohnt spielt Kadrey seine Stärken aus – die Seitenhiebe auf das Film-Business, die Korruption weiter Teile des Establishments und den Zustand der Menschheit im Allgemeinen sind dermaßen treffend und pointiert beschrieben, dass man als Leser unwillkürlich immer wieder in lautes Lachen ausbricht.

Dazu kommt, dass der abgedrehte Plot vor Spannung und Cliffhangern nur so strotzt. Der Autor versteht es bestens, uns auf eine solch aberwitzige Achterbahnfahrt des surrealen Popkorn-Kinoähnlichen mitzunehmen, dass man ob der überraschenden Wendungen nur staunen kann. Das ist eine wunderbare Mischung aus modernem Pulp, Noir, jeder Menge abgedrehter Action und humorvollen Anmerkungen in einer wunderbar lakonisch-trockenen Sprache, dass man nur hoffen kann, dass der Verlag baldmöglichst weiteren Nachschub vorlegen wird.

Richard Kadrey: Höllenjäger.
Aus dem Englischen übersetzt von Bastian Ludwig.
Blanvalet, Oktober 2022.
496 Seiten, Taschenbuch, 11,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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