Raija Siekkinens Geschichten vereinnahmen die Gedanken nach dem Lesen weiter. Über allen zehn in diesem Band versammelten Erzählungen liegt eine besondere Atmosphäre, die von leiser Wehmut getragen wird.
Die Figuren der finnischen Autorin sind weiblich. Etwas in ihrem Leben ist nicht im Lot, bis ein Stein ins Rollen kommt, der eine Wende einleitet.
So lesen wir von Beziehungssituationen mit mehr oder weniger verzagten unglücklichen Protagonistinnen, die ein vordergründig normales Alltagsleben führen. Dabei holt Vergangenes sie immer wieder ein, verändert die Gegenwart. Aus einem neuen Blickwinkel ergeben sich Umkehrschlüsse, Neuanfänge.
Wir lesen von Menschen, die einen Fels im Wasser erschwimmen wollen, was nicht gelingt, weil die Wellen und die Strömung zu stark sind. So dümpelt das Leben außerhalb der Strömung.
In weiteren Geschichten geht es um eine versuchte Vergewaltigung, wir erfahren, wie eine Frau ohne ihren Mann weiterleben muss, wir lesen von endlosen Renovierungsarbeiten, oder von der schlagartigen Erkenntnis einer Frau, dass sie ihren Mann nicht mehr liebt…
Alle Geschichten sind Momentaufnahmen aus dem Leben, das plötzlich eine Wendung nimmt. Siekkinen bedient sich dabei einer unspektakulären Erzählhaltung, die dennoch jeder Geschichte eine Gewichtung verleiht.
Raija Siekkinen: Wie Liebe entsteht.
Doerlemann, August 2014.
160 Seiten, Gebundene Ausgabe, 16,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.