Rachel Joyce: Die erstaunliche Entdeckungsreise der Maureen Fry

Harolds Frau begibt sich widerstrebend auf eine Reise – emotionaler Nachklapp zum Erfolgsroman

Es ist immer problematisch mit Sequels zu Erfolgsromanen, nicht immer gelingen sie, nicht immer können sie überzeugen. Vor allem, wenn der Vorgängerband ein solch großer Erfolg war wie der Roman „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“.

Zu dem es sogar schon einen Nachfolger gab, in dem es um Queenie ging, deretwegen Harold damals auf seine Reise ging. Nun also die Reise von Maureen, Harolds Frau. Sie, die sehr litt, damals, als Harold durch ganz England lief, um seine alte Freundin Queenie noch einmal zu sehen, die schwer krank war. Maureen war immer eifersüchtig auf Queenie, die mal eine Kollegin von Harold gewesen war.

Dazu kam die immerwährende Trauer um den Sohn David, der sich als junger Mensch das Leben genommen hatte. Darüber kam Maureen nie hinweg. Auch das treibt sie an, als sie beschließt, nach Norden zu fahren, um Queenies Garten zu sehen. Was sie dort vorfindet und was das mit ihr macht, soll hier nicht verraten werden.

Die Reise selbst wird für Maureen fast eine Qual. So vieles geht schief auf dieser Fahrt bei Eis und Schnee. Sie, die selbst ein sehr verschlossener, ja fast mürrischer Mensch ist, hadert mit den Menschen, die sie trifft und die ihr nicht immer freundlich begegnen. Ihr Misstrauen anderen gegenüber ist fast pathologisch, so auch gegenüber Kate, einer Freundin Harolds aus seinen Reisetagen, und deren Tochter, die sie herzlich aufnehmen, denen Maureen aber ablehnend gegenüber steht.

Der Roman ist anrührend, aber auch bedrückend. Ein Problem aber ist, dass man nicht immer alles verstehen kann, wenn man die beiden Vorgängerbände nicht kennt.

Die Geschichte, die Figur Maureens sind nicht beglückend, sie berühren, aber sie sind auch niederdrückend, verstörend gar an mancher Stelle.Der Roman ist grau, ohne Farben, selbst an Ende bleibt alles grau in grau, wenn auch vielleicht in helleren Tönen. Ein Mensch im Alter ändert sich nicht, und so ändert sich auch Maureen nicht, zumindest nicht gravierend. Sie bleibt die, die sie vorher war, auch wenn sie nun ihre Trauer verarbeiten kann, ihr Charakter ändert sich nicht.

Es ist ein warmherzige Geschichte, vor allem die Szenen zwischen Harold und Maureen, in denen ihre tiefe Liebe zueinander aufleuchtet, sind berührend und sehr emotional. Dennoch hat der Roman auch seine Längen, die manchmal den Eindruck machen, man wollte ein paar mehr Seiten füllen. Dass dieses Buch gerade jetzt erscheint, wo die Verfilmung von „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ in die Kinos kommt, sei hier nebenbei noch angemerkt.

Dennoch, es ist eine Freude, diesen Roman zu lesen, diesen Roman, der auch nachdenklich macht.

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Rachel Joyce – Die erstaunliche Entdeckungsreise der Maureen Fry
Krüger, September 2023
Gebundene Ausgabe, 191 Seiten,  20,00 €

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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