Peter Prange: Der Traumpalast 02

Der zweite Band von Peter Pranges Geschichte über die Entstehung der Ufa führt uns bis tief in die 30er Jahre des letzten Jahrhunderts. Er schließt sich unmittelbar an den ersten Band an und es ist unbedingt empfehlenswert, „Im Bann der Bilder“ zuerst zu lesen, da es keine Rückblenden oder Wiederholungen gibt. Rahel und Tino sind inzwischen verheiratet, Tino hat die Filmgesellschaft durch die schwierigen Inflationsjahre gebracht, aber jetzt scheint „Metropolis“ und seine irren Kosten ihnen allen das Genick zu brechen. Der Film muss ein kommerzieller Erfolg werden, aber das wird er nicht. Geld muss her, und so reist Tino nach Hollywood und handelt einen Kreditvertrag aus, der eine Kooperation beinhaltet. Deutsche Kinos zeigen amerikanische Filme und amerikanische Filme deutsche. So hofft man auch, den amerikanischen Markt für die deutsche Kunst begeistern zu können.

Rahel versucht weiterhin als Schauspielerin Fuß zu fassen, aber die Hauptrolle bleibt ihr lange verwehrt, obwohl Erich Pommer immer wieder versucht, sie zu besetzen.  Mit Erich Pommer verbindet Rahel eine nicht gelebte Liebe, die erst einschläft, als Erich mit seiner Familie nach Hollywood übersiedelt, auch um Abstand zu Rahel zu schaffen. Als er zurückkommt, entsteht ein Dreiecksverhältnis, mit dem man mehr oder weniger glücklich ist.

Peter Prange hat eine mitreißende Geschichte der Ufa geschrieben, die mich mit ihrer Detailtreue begeistert hat. Der Leser erlebt die Entstehung des Klassikers „Metropolis“ und all die Schwierigkeiten, die damit verbunden waren. Am besten gefallen hat mir die Vermischung von fiktiven und historischen Personen und die gelungene Beschreibung, wie die Ufa in das Herstellen von Propagandafilmen gerutscht ist. Gerade Erich Pommer, wollte ja eigentlich immer nur Kunst machen und war angewidert von dem Gedanken, seichte Unterhaltung zu produzieren. Sogar den Tonfilm empfand er zunächst nicht als Kunst, sondern als Zumutung. Aber nachdem Metropolis sich als Groschengrab erwiesen hatte, wurde klar, dass die Filmgesellschaft nur überleben kann, wenn sie auch für die breite Masse produziert. Der reine Unterhaltungsfilm war geboren. Bis zur Werbung und Propaganda war es dann nur noch ein kleiner Schritt. Natürlich wurde gerade in Bezug auf Propaganda auch politischer Druck ausgeübt, auch das hat Peter Prange sehr einfühlsam beschrieben.

Abgesehen davon, dass mir Rahel am Schluss überhaupt nicht mehr gefallen hat – sie hat sich wirklich nicht schön entwickelt mit ihrer unentschlossenen Liebe -, fand ich „Traumpalast“ ein wirklich tolles Buch. Die Sprache ist einfach genug, um in das Buch eintauchen zu können, aber nie wirklich simpel. Interessant fand ich auch, dass es in den 20ern bereits „Aufklärungsfilme“ (in Wahrheit waren es wohl eher Pornos) gegeben hat und dass diese von den Nazis sehr schnell verboten wurden. Die Geschichte des Films ist halt vielfältig und Peter Prange hat mit seinen beiden Traumpalast-Romanen ein sehr unterhaltsames Panorama geschaffen.

Peter Prange: Der Traumpalast 02: Bilder von Liebe und Macht.
Fischer, Oktober 2022.
832 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

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