Tove Alsterdal: Erdschwarz

Seit ihre Mutter an Demenz erkrankt ist, lebt Eira wieder in ihrem Elternhaus. Alles steht auf Anfang: die Arbeit als einfache Polizistin, die schwierige Beziehung zu ihrem Bruder Magnus und die Rolle als Tochter, die jetzt für das Wohl ihrer Mutter alleine verantwortlich ist.

Wie es der Zufall so will, wird Eira zur Unterstützung in die Abteilung für Gewaltverbrechen abkommandiert. Für eine Weile ist sie gern bereit, das Chaos im Elternhaus hinter sich zu lassen, um bei der Ermittlung eines kniffligen Mordfalls zu helfen. Die Grausamkeit des Täters erschreckt die Ermittler und lässt sie zugleich ratlos vor einer winzigen Menge an Spuren stehen. Niemand kann sich vorstellen, warum das Opfer in den Keller eines leerstehenden Hauses ging und dort bis zu seinem Tod durch Dehydrierung eingesperrt wurde. Es gibt keine offensichtlichen Feinde, kein mögliches Tatmotiv, nur unbeantwortete Fragen. Eira und ihr Vorgesetzter G.G. sind ratlos. Und mitten in den Ermittlungen verschwindet auch G.G. spurlos.

Für Eira und ihre Kollegen beginnt eine nervenaufreibende Suche, in der die Zeit eindeutig ihr schlimmster Feind bleibt.

Mit dem Kriminalroman Erdschwarz präsentiert die erfolgreiche und renommierte Schwedin Tove Alsterdal den zweiten Teil ihrer Trilogie, in der die junge Polizistin Eira Sjödin erneut über sich hinauswachsen muss. Die engagierte Eira wächst jedoch nicht nur an den Aufgaben, auch privat muss sie sich Gewissensfragen stellen.

Scheinbar ganz normale Frau

Tove Alsterdal zeigt eine scheinbar ganz normale Frau, die vor Problemen nicht weglaufen kann. Eira ist klug und sehnt sich nach Liebe, ohne jedoch langfristig Glück bei der Partnerwahl zu haben. Wer so ‚normal‘ ist wie die junge Polizistin und gleichzeitig erfolgreich in der Ermittlung von Mordfällen, kann als Sympathieträgerin nur gewinnen. Ihre mühevolle Suche nach einem Tatmotiv sorgt von Anfang an für eine kurzweilige Lektüre und weckt zugleich Empathie, weil sie einen liebgewonnenen Menschen in einer Todesgefahr vermutet. Und täglich wächst die Verzweiflung über das Fehlen von Hinweisen, in welchem verlassenen Gebäude G.G. möglicherweise eingesperrt wurde. Trotzdem hat sich Eira festgebissen und sucht in den winzigen Details der Ermittlungsakten den roten Faden, an dessen Ende ein Leben gerettet werden könnte.

Die Autorin hat auch den zweiten spannenden Teil so gestaltet, dass man ihn eigenständig lesen kann. Auch hier schafft sie es, einen ungewöhnlichen Kriminalfall vorzustellen, der originell und unverbraucht die Abgründe eines Menschen zeigt.

Tove Alsterdal Titel: Erdschwarz.
Aus dem Schwedischen übersetzt von Hanna Granz.
Rowohlt Polaris, Oktober 2022.
398 Seiten, TB, 17,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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