Laura Coleman – Spaziergang mit Puma

So kann man sich irren. Als ich dieses Buch entdeckte, ließen mich Titel und Klappentext einen Roman erwarten. Doch weit gefehlt. Laura Coleman erzählt hier ihre eigene Geschichte. Die jedoch mindestens so fesselnd und interessant ist wie ein gelungener Roman.

Laura ist erst Anfang Zwanzig, fühlt sich aber rastlos und unausgefüllt. Sie reist durch Südamerika und in Bolivien kommt sie so,weniger aus Idealismus als aus Ziellosigkeit,in die Tierauffangstation „Comunidad Inti WaraYassi“. Hier kümmert man sich vor allem um traumatisierte Tiere, Tiere, die aus ihrer artgerechten Umgebung, ihrer angestammten Gemeinschaft, von Menschen herausgerissen worden waren und dann oft unter völlig unzureichenden Umständen gehalten wurden, vielleicht gequält wurden.

Das Lager muss man sich dabei nicht als gut gepflegtes, perfekt ausgestattetes Tierasyl vorstellen. Es gibt dort kaum Wasser, wenig Strom, baufällige Käfige und rattengeplagte Unterkünfte. Die wenigen festen Gebäude versinken ebenso im Schlamm wie die hölzernen Verschläge, die als Toiletten, Waschräume oder Versorgungsstationen genutzt werden.

Es gibt dort wenige dauerhafte Mitarbeiter, die meisten, die in dieser Station arbeiten, sind Freiwillige, meist sehr junge und sehr idealistische Menschen. Diesen Idealismus braucht es auch, um die Zustände und die Situation der Tiere ertragen zu können.

Laura bekommt, wie die anderen auch, feste Aufgaben. Eine davon ist die Betreuung des verstörten Pumaweibchens Wayra. Täglich führt Laura das traumatisierte Tier nun spazieren, immer voller Angst und gleichzeitig fasziniert von dem eigenwilligen, wunderschönen Puma.

Die Schilderungen, die Beschreibungen sind so plastisch, dass man beim Lesen meint, die Nässe und den Schlamm zu spüren, die vielfältigen Geräusche des Dschungels zu hören und den Gestank in den Gehegen der Tiere zu riechen. Der Bericht ist so spannend wie ein Thriller, so berührend wie eine Liebesgeschichte und so erschütternd wie ein Drama.

All die Vorfälle, die Probleme, mit denen die Menschen in dieser Station zu kämpfen haben, lassen viele von ihnen verzweifeln, aufgeben. Auch Laura versucht immer wieder den Absprung, will heimkehren, nur um dann doch wieder zu Wayra zurückzukommen.

Ein gut geschriebenes Buch, ein Plädoyer für die Tiere, die Natur und die Menschlichkeit.

Laura Coleman : Spaziergang mit Puma.
Aus dem Englischen von Jasmin Humburg.
Lübbe, Oktober 2022.
Klappenbroschur, 350 Seiten, 16,00 €.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

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