Derek Landy: Skulduggery Pleasant 15

Ja, was war das doch für ein wirklich fieser Cliffhanger, mit dem Landy den letzte Band beendet hat!

Creed, oberster Priester der Gesichtslosen an der Spitze der Machtpyramide, Walküre Unruh empfindet sich selbst als Mutter und Tochter der riesigen Götter, holt diese in unsere Dimension und ist ihr Sprachrohr. Zur Seite steht ihr natürlich Skulduggery Pleasant, auch wenn der eigentlich nur eine alte Freundin als Mitkämpferin gegen die Bedrohungen wiederhaben möchte. Das sind die Bösen!

Ihnen entgegen treten ein paar Rebellen – ja, so gut wie das ganze Personenkarussell, soweit diese noch unter uns wandeln, bekämpft die allmächtige Kirche und deren Götter – und Omens Bruder Obsidian, der, seiner selbst verloren gegangen, die Götter auszulöschen vermag, ist auch mit von der Partie. So geht es im aktuellsten Roman einmal mehr um das Schicksal der Welt – und, um dies vorweg zu nehmen, es sieht nicht gut aus für die Menschen.

Denunziantentum wird von Creed und seiner Kirche gefördert, eine Atmosphäre der Unterdrückung, des allmächtigen Staates breitet sich in Roarhaven aus. Damit nicht genug, bläst der doch frappierend an Trump erinnernde US-Präsident zum Krieg gegen die Zauberer und die Götter. Genetisch mit magischen Gaben aufgerüstete Marines greifen die Gesichtslosen an, die normalen, aufrechten Rednecks gehen auf die Jagd nach denjenigen, die ihnen eigentlich zu helfen versuchen. Die Scheiterhaufen, auf denen Zauberer verbrannt werden, sie lodern wieder hoch. Es scheint, nichts mehr kann die Menschheit retten, das Ende der Welt ist da …

Über die Jahre hat Derek Landy seine Schöpfung um den Skelett-Detektiv Skulduggery Pleasant und dessen Freundin und verheißene Weltenzerstörerin Walküre Unruh immer weiter ausgebaut. Mit seiner Urban-Fantasy-Saga für eine jugendliche Zielgruppe belegte er weltweit die Bestsellerlisten – Jahr für Jahr warten seine Fans ungeduldig, dass im Spätherbst der neue Roman das Licht der Buchhandlungen erblickt. Über die Jahrzehnte hat er tolle Romane vorgelegt, Werke, die voller Verve und unerwarteten Überraschungen die / den Lesenden in ihren Bann zogen. Vorliegendes Buch gehört – leider – nicht zu diesen wunderbaren Romanen.

Landy brennt zugegebenermaßen ein wahres Feuerwerk an Action-Szenen ab. Es wird intrigiert, verraten, gekämpft und gefoltert, dass es eine wahre Pracht ist. Doch irgendwie wirkt das Ganze auf mich dann doch überfrachtet, packt er zu viel in seinen Plot.

Natürlich ist es wunderbar, wenn man auf altbekannte Figuren stößt, wenn fast jeder der verbliebenen handlungsrelevanten Figuren ihren oder seinen Auftritt hat. Gleichzeitig aber zerfasert dies die Handlung, bietet uns immer neue Stränge an, ohne dass diese wirklich Zeit haben sich zu entfalten und uns in das Geschehen zu ziehen. Es ist einfach zu viel, was der Autor hier auf uns loslässt. Das Gebotene bringt den Plot per se zwar zu einem Finale, doch wirklich befriedigend ist dieses, wenngleich in sich folgerichtig, nicht ausgefallen.

So bleibt eine Enttäuschung zurück. Ein Band, der zunächst alle Handlungsfäden verknüpft, der Prophezeiungen wahr werden lässt, der eine Art Schlusspunkt setzt. Allerdings ist dieser meines Erachtens leider nicht wirklich überzeugend, geschweige denn triumphal ausgefallen.

Derek Landy : Bis zum Ende: Skulduggery Pleasant 15.
Aus dem irischen Englisch übersetzt von Franca Fritz & Heinrich Koop.
Loewe, Oktober 2022.
768 Seiten, Hardcover, 29,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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