Paula Hawkins: Wer das Feuer entfacht

Paula Hawkins, bekannt durch ihren Bestseller „Girl on the train“ legt hier einen hochspannenden Roman vor, der insbesondere von den sehr professionell und tiefgründig ausgearbeiteten Figuren lebt.

Daniel Sutherland wird ermordet auf seinem Boot gefunden, das in einem Kanal in London ankert und ihm als Wohnung diente. Seine Leiche findet seine Nachbarin Miriam, die ebenfalls auf einem Boot lebt. Etwa zum errechneten Zeitpunkt seines Todes wurde in der Nähe seines Bootes die junge Laura gesehen, blutbesudelt und offensichtlich verstört. Verstört von seinem Tod ist auch seine Tante Carla, zumal Davids Mutter, ihre Schwester Angela, gerade erst kürzlich ebenfalls verstorben ist. Deren Nachbarin wiederum ist Irene, eine betagte einsame Dame, die dankbar Lauras Hilfe bei täglichen Erledigungen annimmt.

Um diese Frauen dreht sich der Roman, um ihre Vergangenheit, ihre Geschichten und ihre Störungen. Denn die haben alle vier oder vor allem drei, die auch alle drei unter Mordverdacht geraten, auch wenn die Polizei ihre Ermittlungen vorrangig auf Laura konzentriert.

Nach und nach stellt sich heraus, dass jede von ihnen mehr als einen Grund gehabt hätte, Daniel zu hassen und zu töten. Doch welche von ihnen war es? Oder war es vielleicht jemand ganz anderes, beispielsweise Carlas Ex-Mann Theo?

Bei einem solchen Roman, der von diesen Fragen lebt, fällt es schwer, eine Zusammenfassung der Handlung zu geben, ohne zu spoilern. Dabei ist die Handlung für mich hier gar nicht unbedingt das Besondere, sondern vielmehr die Figuren. Wie Paula Hawkins die ganzen Verletzungen, die psychischen Schädigungen und deren nachhaltige Auswirkungen schildert, ist faszinierend. Diese Figuren sind ungemein vielschichtig, keine ist nur gut oder nur böse, in diesem Roman gibt es kein schwarz oder weiß.

Eine wichtige Rolle im Roman spielt auch ein Buch, welches Theo geschrieben hat und von dem Miriam behauptet, er habe ihr die Geschichte gestohlen. Diese Geschichte wiederum beruht auf Erlebnissen, die Miriam als Kind durchlitt und die in Rückblenden und Einschüben nach und nach enthüllt werden. Gerade diese Bruchstücke sind es, die die Spannung unerträglich in die Höhe treiben. Der ganze Aufbau des Romans ist so konstruiert, dass die Leserin nicht imstande ist, den Täter oder die Täterin auch nur zu erahnen.

Ein Krimi, der hochspannend und psychologisch herausfordernd ist. Eine Leseerlebnis der besonderen Art.

Paula Hawkins: Wer das Feuer entfacht.
Aus dem Englischen übersetzt von Christoph Göhler.
Blanvalet, August 2021.
416 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.