Patrick Lee: Dystopia

dys„Dystopia“ ist Patrick Lees zweiter Roman nach seinem Debut „Die Pforte“, das auf Anhieb den Sprung in die Bestsellerlisten schaffte. Beide Romane drehen sich um das sogenannte „Portal“, das durch einen Fehlschlag bei einem physikalischen Experiment mit einem Teilchenbeschleuniger in Wind Creek in Wyoming entstanden ist. Durch dieses Portal gelangen immer wieder Gegenstände, die nicht menschlichen Ursprungs sind, in unsere Welt. Rund um das Portal wird ein wissenschaftlicher Komplex namens „Border Town“ errichtet. Wissenschaftler der Gruppe TANGENT untersuchen hier diese Gegenstände, die sie als „Entitäten“ bezeichnen, und versuchen herauszufinden, wozu sie dienen.

Eines Tages geraten zwei Zylinder in die Hände der Forscher von TANGENT, die die Zukunft nicht nur zeigen können, sondern es den Wissenschaftlern zudem ermöglichen, sich zwischen Gegenwart und Zukunft hin und her zu bewegen. Der Blick in die Zukunft zeigt jedoch nichts als leere Ruinenstädte und Knochenberge, verlassene Autos und einen verödeten Flughafen mitten in der Wüste. Die Forscherin Paige Campbell sucht mit Kollegen den amerikanischen Präsidenten auf, um ihm einen der Zylinder vorzustellen. Auf dem Rückweg wird ihre Wagenkolonne angegriffen. Einzig Paige überlebt und wird zusammen mit dem Zylinder an einen unbekannten Ort gebracht. Vor ihrer Entführung kann sie mit ihrem Handy einen Hilferuf an ihre Kollegin Bethany absetzen.

Bethany stöbert Travis Chase auf, den ehemaligen Kollegen und Liebhaber von Paige, der unter einem neuen Namen das unauffällige Leben eines einfachen Lagerarbeiters führt. Gemeinsam versuchen die beiden herauszufinden, wer Paige und den Zylinder entführt und die begleitenden Wissenschaftler ermordet hat. Sie kommen einer gigantischen Verschwörung auf die Spur, in die der amerikanische Präsident, ein steinreicher ehemaliger Wohltäter und dessen verstorbene Frau verwickelt sind. Die Verschwörer beabsichtigen, die Menschheit zu vernichten. Der Zylinder, der ihnen zufällig in die Hände gefallen ist und der Reisen in die Zukunft ermöglicht, stellt eine unverhoffte Trumpfkarte dar. Für Bethany und Travis beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

Die kurze Inhaltsangabe hört sich nach einem spannenden Science-Fiction-Thriller mit originellem Plot an. Leider erschöpft sich die Spannung in teilweise unmotivierten Schießereien und Prügeleien und endlosen, sich über Seiten hinziehenden Dialogen, die nur den Zweck verfolgen, den Leser mit Informationen zu erschlagen. Die Figuren Patrick Lees sind eindimensional und holzschnittartig und handeln häufig wie Maschinen, die nur zu einem bestimmten Zweck programmiert sind. Man erfährt nichts über ihre Hintergründe und die Motive, die sie antreiben, sie durchlaufen keinerlei Entwicklung. Die Handlung zeigt im Verlauf der Geschichte immer mehr logische Brüche und Unstimmigkeiten, die einfach nur ärgerlich sind. Es ist für mich beispielsweise nicht nachvollziehbar, wieso die Zukunft, die der Zylinder zeigt, seltsam statisch sein soll und durch die ständigen Eingriffe aus der Gegenwart nicht verändert wird.

Fazit: Langweilige und teilweise schwer verdauliche Kost, die den originellen Ansatzpunkt leider verschenkt. Kein besonderes Lesevergnügen.

Patrick Lee: Dystopia.
rororo, März 2012.
416 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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