Eine Bombe detoniert in einer Litfasssäule und Kriminalhauptkommissarin Ellen Faber kann sich nur knapp retten. Kurz darauf trifft beim LKA in Berlin ein Paket mit einem Erpresserbrief sowie vier Webkameras und einer speziellen Internetzugangssoftware ein. Der Erpresser verlangt, die Kameras in der Einsatzzentrale des Sonderkommandos zu installieren, das zu seiner Ergreifung gebildet wird. Der Öffentlichkeit im Internet soll rund um die Uhr Einblick in die Arbeit in der Zentrale ermöglicht werden. Für den Fall, dass der Forderung nicht nachgekommen wird, droht der Erpresser mit Anschlägen.
Doch der Sever des LKA verkraftet den sprunghaften Anstieg der Zugriffe nicht. Prompt bestraft der Erpresser das Versagen der Technik. Ellen erhält dreihundert Sekunden Zeit, einen Bus der Berliner Verkehrsgesellschaft aufzuspüren, in dem der Erpresser eine Bombe installiert haben will. Die Zeit reicht nicht und der Erpresser bietet Ellen an, ihr und ihren Kollegen für jeden geöffneten Knopf an Ellens Bluse dreißig Sekunden mehr Zeit zu schenken. Doch auch die geschenkte Zeit ist nicht genug. Ellen sieht sich gezwungen, ihre Bluse vor laufender Kamera auszuziehen, um den mörderischen Countdown zu stoppen.
Der Erpresser setzt das perfide Spiel an den nächsten Tagen fort und zwingt Ellen, sich vor den angeschalteten Kameras immer mehr zu entblößen. Er dringt beängstigend weit in ihr Leben vor. Und die Abgründe in Ellens Privatleben sind wirklich nicht geeignet, ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt zu werden.
Klaus Seibel, dessen Kurzkrimis um die Kommissarin Caro Sievers in der amazon.de E-Book-Kategorie „Deutscher Krimi“ den ersten Preis belegten, legt mit seinem Thriller „Zehntausend Augen“ sein Debut im Printbereich vor.
Der spannende und wendungsreiche Roman stellt Fragen nach der Privatsphäre und dem Datenschutz im Internet in den Mittelpunkt der Ermittlungen und überrascht mit einer originellen Grundidee. Das perfide Spiel, das der Erpresser mit der Kommissarin Ellen Faber treibt, hält nicht nur die Protagonistin in Atem, sondern fesselt auch den Leser von der ersten Seite an. Die nur auf den ersten Blick langweilig erscheinende Heldin, der nach und nach ihre dunklen Geheimnisse entrissen werden, bietet genug Potential für Fortsetzungen.
Besonders herausheben möchte ich das überaus gelungene Cover des Romans. Die bedrohlichen Fensterfronten, aus der Froschperspektive aufgenommen, spiegeln die Ängste der Protagonistin genial wider.
Fazit: Spannender Krimi mit originellem Plot und sympathischer Heldin. Das offene Ende lässt auf einen neuen Fall mit der Kommissarin Ellen Faber und ihrem Team hoffen.
Klaus Seibel: Zehntausend Augen.
Emons Verlag, März 2012.
288 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.