Der Kitzbüheler Geschäftsmann Simon Steiner wird bewusstlos geschlagen und an das Gipfelkreuz auf dem Karstein genagelt. Der Wiener Polizeimajor Johannes Schäfer wird in seinen verhassten Heimatort beordert, um das zunächst sinnlos erscheinende Verbrechen aufzuklären. Noch während Schäfer sich in seinem Hotelzimmer häuslich einrichtet, findet ein Arbeiter den Baulöwen Walter Krassnitzer, der in einer Baugrube bei lebendigem Leib einbetoniert worden ist. Einen Tag nach Schäfers Ankunft stürzt sich der Autohändler Horst Gasser vom Glockenturm, weil ein Unbekannter seine Familie als Geiseln genommen hat und droht, Gassers Frau und die beiden Mädchen zu töten, wenn er nicht springt.
Für Schäfer, den Ermittler mit den genialen Eingebungen, der aber unfähig zur Teamarbeit ist, steht sofort fest, dass die drei Verbrechen zusammenhängen. Eine erste Spur führt ihn zur Skischule Holzleitner, in der die drei Männer vor mehr als zwanzig Jahren zur gleichen Zeit gearbeitet haben. Schäfers Ermittlung verläuft ausgesprochen exzentrisch. Am ersten Abend versackt er bei der Befragung einiger Einheimischer in einer Kneipe und wacht am nächsten Morgen ohne Erinnerung an die vergangene Nacht im Flur vor seinem Hotelzimmer auf. Seine Schuhe und der Zimmerschlüssel fehlen. Schäfer speist lieber mit dem Pfarrer zu Mittag und hält ein ausgedehntes Mittagsschläfchen im Garten des Pfarrhauses oder unternimmt ausgedehnte Touren zu Fuß und mit dem Mountainbike, statt sich auf dem Kitzbüheler Polizeiposten bei seinen Kollegen einzufinden und die Ermittlungen abzusprechen.
Auch suchen die Geister der Vergangenheit Schäfer heim. Seine Streifzüge durch die Stadt und die Umgebung rufen Erinnerungen wach an die dumpfe, stumpfsinnige Provinz, der er entkommen wollte. Einem Besuch bei den Eltern weicht er lange aus und sucht dann so spät das elterliche Haus auf, dass er nur seinen Vater wach antrifft. Um eine Verabredung mit seiner ehemaligen Freundin Maria schleicht er herum wie die Katze um den heißen Brei. Aber Kitzbühel bedeutet auch heimatliche Geborgenheit, die der Polizeimajor ausgerechnet im Schweinsbraten mit Blaukraut findet, den die Haushälterin des Pfarrers ihm serviert.
Georg Haderers Debutroman „Schäfers Qualen“ wartet mit einem spannenden, klug konstruierten Plot und einem charismatischen Protagonisten auf. Der eigensinnige und pedantische Polizeimajor Schäfer, der zu gelegentlichen alkoholischen Abstürzen neigt und seine Kollegen in der Provinz mit seinen skurrilen Einfällen verschreckt, ist eine Figur, die das Zeug zum Kultermittler besitzt. Die abrupten Gedankensprünge des Polizeimajors, seine alkoholbedingten Aussetzer und sein zynischer Humor führen den Leser immer wieder auf falsche Spuren, was überaus vergnüglich zu lesen ist.
Fazit: Gelungenes Debüt mit wendungsreichem Plot und einem genialen Ermittler. Bitte mehr davon!
Georg Haderer: Schäfers Qualen.
dtv, Februar 2012.
320 Seiten, Taschenbuch, 8,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.