Ein Ferienort an der Côte d’Azur: Zur Nebensaison bleiben nur diejenigen zurück, die vom Leben abgehängt wurden. Eine fürchterliche Sturmflut wirbelt alles durcheinander: Fußballspieler Antoine liegt halbtot geprügelt vor dem Krankenhaus, ein stummes Mädchen wird von der Flut angespült, andere ertrinken im Meer, verlorene Seelen versuchen, mehr schlecht als recht den Kurs zu halten.
Krimi? Gesellschaftsstudie? Gegenwartsroman? Olivier Adams Werk ist alles in allem und noch viel mehr. Es geht um falsch eingeschlagene Wege im Leben. Und wie das Leben aussehen könnte, hätte man einen anderen Zug genommen oder zumindest die Möglichkeit gehabt, sich das Zugticket zu leisten.
In 23 Episoden lernen wir 22 unterschiedliche Figuren kennen. Mit nur wenigen Sätzen zeichnet der Autor Charaktere von ungewöhnlicher Tiefe, deren Ängste und Wünsche universell sind. Sie hadern mit falschen Entscheidungen und verpassten Möglichkeiten. Ein abgetriebenes Kind, ein Seitensprung, ein krummes Geschäft. Sie führen ein Leben, das sich falsch anfühlt, ohne den Mut aufzubringen, ein anderes aufzubauen.
Während sich die Episoden zu einer faszinierenden Collage aneinanderreihen, werden die Geheimnisse der Hintergrundgeschichte wie Strandgut an die Oberfläche gespült. Wer steckt hinter dem Anschlag auf Antoine? Was ist mit dem verschwundenen Ehepaar passiert? Welche Rolle spielt der örtliche „Mafioso“? Manches löst sich Kapitel später aus Sicht eines Dritten auf. Dies hat den Vorteil, dass die Charaktere sowohl von der Innen-, als auch von der Außenperspektive beleuchtet werden. Sie werden rund, mit all ihren Brüchen.
Herausragend ist Olivier Adams Talent, den jeweils richtigen Ton zu treffen. Er schafft es die Gefühlswelt einer depressiven Zwanzigjährigen genauso erlebbar zu machen wie das Bedauern eines reichen Rentners, der den Alterungsprozess nicht verkraftet. Mittdreißigerin Sarah hat ihre Jugend am Strand verbracht, mit Sex, Drogen, Partys. Heute muss sie erkennen, dass ihr fehlender Ehrgeiz darüber bestimmt, welche Arbeit sie macht, welche Leute sie kennenlernt, welches Leben sie führt. Das Leben als Putzfrau, Pflegerin oder LKW-Fahrer ist ein endloses Grau-in-Grau, die goldene Küste hat längst ihren Reiz eingebüßt.
Die Figur des Antoine bringt es auf den Punkt: „Das Leben, das man hat, ist immer zu eng und das, das man gerne hätte, ist zu groß, um es sich auch nur vorstellen zu können. Die Summe aller Möglichkeiten ist das Unendliche, das gegen Null tendiert.“
„Die Summe aller Möglichkeiten“ ist ein atemloses, fesselndes Buch, über die Konsequenz falscher Entscheidungen und dem Unvermögen, neue Wege zu beschreiten. Olivier Adam hat sich aus der „Summe aller Möglichkeiten“ die richtige herausgepickt – und ist Schriftsteller geworden. Seine Romane wie „Keine Sorge, mir geht’s gut“ wurden mit Preisen bedacht und für die Leinwand verfilmt. Wir Leser danken ihm für diese Entscheidung …
Olivier Adam: Die Summe aller Möglichkeiten.
Klett-Cotta, Juni 2017.
445 Seiten, Gebundene Ausgabe, 25,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Diana Wieser.
Das Buch ist nicht schlecht.
Jedoch lässt dich Rechtschreibung bzw. Satzstellung sehr zu wünschen übrig.
Es gibt keine Seite im Buch, wo nicht mindestens
mehrere Kommafehler auftreten, was ein fließendes Lesen schwierig macht.