Kurz und knackig auf den Punkt gebracht, aber mit viel Tiefgang. Abendblätter ist eine Mischung von Kurzgeschichten und Alltagsbeobachtungen, die bisweilen bis auf die Größe von Aphorismen verdichtet sind. In 134 Kapiteln verpackt Otto Jägersberg Buchtipps und Dichter, historische Anekdoten, Einblicke in seine Heimat im Schwarzwald und Kurioses aus dem Bereich des Zwischenmenschlichen. Keine Lust auf fette Schmöker? Dann ist diese Kürzest-Literatur, die Ihr Gehirnschmalz auf Trab hält und Ihnen dabei so manches Grinsen entlocken wird, genau das Richtige!
Die Zahnpasta als Metapher fürs Leben
Morgens beim Zähneputzen geht es los. Protagonistin Brigitte vergleicht ihr Leben mit der wurmartigen Geschmeidigkeit, mit welcher die Zahnpasta aus der Tube gedrückt wird. „So ist mein Leben, dachte sie. Da dreht einer, und ich gehe auf, ich gleite in den Tag. Wer aber dreht an ihr? Ihr Mann, die Kinder, Gott?“. Mit solchen Gedanken wird selbst ein bloßes Bad zum Blick in den Abgrund des Alltags. Mit nur sieben Sätzen schafft Jägersberg Szenen, die sich beim Lesen festsetzen. Sie muten harmlos an, bis sich der bittersüße Beigeschmack an die Oberfläche bahnt.