Es ist das Jahr 1151. Die 14-jährige Amalia genießt ihre erwachende Spiritualität, ihr Leben im Einklang mit der Natur und sie lernt von ihrer Tante Elisabeth allerlei Wissenswertes über die Heilkraft der Pflanzen aber auch über das Bierbrauen. Weil ihre Eltern sie mit dem Sohn eines Schweinebauern verheiraten wollen, keimen in ihr Gedanken zur Flucht auf. Als dann auch noch ihr Bruder Johann in einen Kreuzzug Richtung Jerusalem gezwungen werden soll, machen sie sich gemeinsam auf den Weg nach Bremen. Amalias Wunsch ist es, einmal die berühmte Heilerin Hildegard von Bingen zu treffen. Ein Unglück verschlägt sie auf die Winzenburg, wo sie Bekanntschaft mit dem Bischof von Hildesheim macht. Das von Amalia eigens für ihn gebraute Heilbier scheint zu helfen, doch als seine Lebensgeister wieder erstarken und Amalia seine Avancen zurückweist, muss sie sich fortan auch vor seinem Einfluss verbergen. Im Paulskloster findet sie Unterschlupf und braut ihr erstes eigenes Starkbier, was mach einer ihr missgönnt. Nur in dem Henker Gernot, der nebenher als Bader tätig ist, findet sie einen Freund.
Der Klappentext und das gelungene Buchcover haben mich neugierig auf diesen Roman gemacht. Leider war das Buch für mich die falsche Entscheidung. Der sprunghafte, teilweise chaotisch anmutende Schreibstil liegt mir nicht. Immer wieder stolpert man über Wiederholungen bereits erwähnter Fakten. Es scheint, als könne der Autor sich nicht recht entscheiden, welche seiner Gedanken der Handlung den richtigen Rahmen verleihen, wodurch der Text bisweilen mit Nebensächlichkeiten überfrachtet wirkt. Die Geschichte selbst hat keine klare Prämisse, kein konsequent bearbeitetes Thema. Die handelnden Figuren wirken nahezu austauschbar und auch die Entwicklung der Protagonistin bleibt eher schwach bis zufällig. Hin und wieder fallen unlogische Stellen auf, wie z.B. bei ihrer Flucht über den Fluss, als Amalia darüber nachsinnt, dass sie und ihr Bruder nicht schwimmen können. Nur wenige Zeilen später gesteht ihr Johann diesen bereits bekannten Fakt, so als wäre er ein Fremder und würde sie das, als seine Schwester nicht wissen. Auch ihr eigentliches Ziel, mit Hilfe Hildegard von Bingens ihre Ausbildung als Heilerin voranzutreiben, verliert sich gegen Ende des Romans in den Ereignissen.
Bis auf die durchaus wissenswerten Fakten zum historischen Bierbrauen bleibt dieser Roman leider blass, banal bis irrelevant.
Nick Stein: Die Bierhexe
Gmeiner Verlag, Juli 2025
448 Seiten, Taschenbuch, 15,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Antje Lehnert.