Isabel Allende: Mein Name ist Emilia del Valle

Mit „Mein Name ist Emilia del Valle“ hat die berühmte chilenische Schriftstellerin Isabel Allende einen neuen Roman geschrieben. Die deutsche Erstveröffentlichung ist am 4. August 2025 in einer Übersetzung von Svenja Becker im Suhrkamp Verlag erschienen.

1891: Eine Frau auf dem Weg von San Francisco nach Santiago de Chile

„Mein Name ist Emilia del Valle“ ist zeitlich im späten 19. Jahrhundert angesiedelt. Molly Walsh, die Tochter irischer Einwanderer in die USA, will Nonne werden. Als Novizin wird sie Lehrerin an einer kleinen Schule im Mission District, San Francisco. Der Mestize Francisco Claro, genannt Don Pancho, ist Leiter der Schule mit dem Namen „Der Stolz der Azteken“. Leider wird Molly nach einem Abenteuer mit dem chilenischen Lebemann Gonzalo Andrés del Valle schwanger. Damit wird ihr der Eintritt in den klösterlichen Orden unmöglich. Alle Versuche, mit der Familie del Valle in Kontakt zu treten, werden abgeblockt. Don Pancho Claro nimmt Molly bei sich auf und heiratet sie vor der Geburt ihrer Tochter, die sie Emilia del Valle Claro nennen.

Emilia wächst zu einer selbstbewussten jungen Frau heran und veröffentlicht mit siebzehn unter einem männlichen Pseudonym und mit der Unterstützung ihrer Mutter und ihres Stiefvaters erfolgreich Groschenromane. Dann tritt sie eine Stelle als Journalistin beim „Examiner“ an. Und als im Jahre 1891 in Chile ein Kampf Aufständischer gegen die Regierung ausbricht, nutzt sie die Chance, als Reporterin gemeinsam mit ihrem Kollegen Eric Whelan dorthin zu reisen und über den Krieg zu berichten. Aber auch, um mehr über ihren leiblichen Vater und seine Familie zu erfahren.

In Santiago de Chile gelingt es ihr, Kontakt zur Familie del Valle aufzunehmen. Sie lernt die Tante ihres Vaters, die wohlhabende Witwe Paulina del Valle kennen. Emilia findet ihren Vater, der inzwischen schwerkrank und religiös geworden ist. Dann überschlagen sich die Ereignisse und Emilia gerät in die Wirren des Bürgerkrieges. Am Ende der Schrecken und Gewalt des Krieges trifft sie Eric Whelan wieder. Sie gestehen sich ihre Liebe, aber bevor Emilia zurück nach Kalifornien gehen kann, muss sie noch eine Reise in den tiefen Süden Chiles unternehmen.

„Mein Name ist Emilia del Valle“ ist kein Meisterwerk geworden

Del Valle, del Valle?

Ja richtig, Mitglieder der Familie del Valle aus dem „Geisterhaus“ tauchen in Isabel Allendes neuem Roman wieder auf. Paulina del Valle ist die Großmutter von Aurora del Valle aus dem Roman „Porträt in Sepia“. Aus San Francisco nach Chile zurückgekehrt, lernen wir als Lesende sie als eigenwillige und herrische Tante von Gonzalo Andrés kennen. Damit knüpft Isabel Allende an ihre großen Romanerfolge an. Nur ist „Mein Name ist Emilia del Valle“ kein Meisterwerk geworden.

Nach einem vielversprechenden Auftakt ganz in Allendes einmaligem erzählerischen Stil flacht der Roman rund um die Hauptfigur Emilia del Valle, trotz der eindrücklich und ausführlich geschilderten Kriegsszenen des entsetzlichen chilenischen Bürgerkrieges, deutlich ab und erreicht die Magie vergangener Romane bis zum Ende nicht mehr. Im Gegenteil, Emilias Selbstfindungsreise in die Wildnis des südlichen Chile mit anschließendem Happy End für ihre Figuren gerät aufgesetzt und konstruiert: aus der emanzipierten, fortschrittlichen jungen Frau und mutigen Journalistin ist eine „helle und durchscheinende“ Höhlenbewohnerin geworden, die dann aber doch bereitwillig in die Zivilisation zurückkehren will. Nun ja.

Wer die geballte, meisterliche Erzählkraft Allendes erfahren möchte, sollte lieber zu einem ihrer früheren Werke greifen. Denn „Mein Name ist Emilia del Valle“ gehört eher nicht zu den starken Romanen von Isabel Allende.

Isabel Allende: Mein Name ist Emilia del Valle.
Suhrkamp, August 2025
370 Seiten, gebundene Ausgabe, 28,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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