Morgan Talty: Sein Name ist Donner

Dieser Roman spielt im Indianerreservat der Penobscot in Maine.

Der Autor Morgan Talty gehört selbst der Penobscot Indian Nation an. Wer also, wenn nicht er, könnte besser über Kultur, das Leben oder alte Bräuche im Reservat schreiben.

Sein Name ist Donner“ wurde in Amerika mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Protagonist und Ich-Erzähler ist der heranwachsende David, der mit seiner Mutter, deren Freund Frick und seiner Schwester Paige gemeinsam in einem einfachen Haus im Reservat lebt.

Koks, Lachgas und Alkohol zu konsumieren gehört zum Leben dort ebenso dazu wie die verordneten Methadonrationen.

Davids Beziehung zu seiner dementen Großmutter samt ihren Geschichten nimmt einen besonderen Stellenwert ein.

Für David und seinesgleichen gibt es so gut wie keine Perspektiven im Reservat. Nie hat er Geld. Nur manchmal bekommt er von seinem Vater ein paar Scheine. Die illegale Jagd auf Stachelschweine wirft auch nicht viel ab. Zwar ist die Beziehung zu seiner Mutter weitestgehend intakt. Wenn es zu Differenzen zwischen ihnen kommt, dann meist, weil er ihre Zigaretten klaut.

Davids Schwester Paige versucht immer wieder ihrem Schicksal zu entkommen und verschwindet einfach ab und an. Dagegen ist auch ihre Sozialarbeiterin machtlos. Kein Wunder, dass irgendwann die Idee in David aufkeimt, die wertvollen antiken Streitkolben aus dem Stammesmuseum zu entwenden.

Mythen und alte Bräuche schwelen zwischen den Zeilen.

Dass es für die Bewohner des Reservats so gut wie keine Hoffnung oder Möglichkeiten gibt, ihre Zukunft zum Positiven verändern zu können, ist den Lesern ebenso klar wie den Menschen, die dort leben. Dennoch wirkt dieses Buch alles andere als destruktiv oder bedrückend. Im Gegenteil: Morgan Taltys authentische, teils abenteuerliche Schilderungen fesseln. Er beherrscht die Kunst, die trostlosen Gegebenheiten mit der richtigen Prise Humor und Witz so aufzulockern, dass man am Ende gerne noch länger in der Geschichte verweilen möchte.

Morgan Talty: Sein Name ist Donner.
Aus dem Amerikanischen übersetzt von Thomas Überhoff.
Rowohlt, Juni 2025.
Gebundene Ausgabe, 320 Seiten, 25,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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