Im dritten Band von Marissa Meyer Luna-Chroniken – oder Brothers Grimm meets Terminator featuring Han Solo – hat sich die Autorin das Märchen von Rapunzel vorgenommen. Das Mädchen heißt Cress und lebt allein in einen Satelliten eingesperrt. Dort muss sie sich für die böse Lunarerin Levana in die Computersysteme der Erde einhacken und darin ist sie wirklich gut – sieben Jahre lang hatte sie auch wenig Ablenkung. Cress vertreibt sich die Langeweile verbotenerweise mit Berichten von der Erde, Berichten über Cinder und ihre Flucht zum Beispiel. Da sie intelligent ist und viel Zeit zum Nachdenken hat, zieht sie ihre eigenen Schlüsse aus den Geschehnissen um den drohenden Krieg zwischen Luna und der Erde. Aber so schlau Cress auch ist, die Abgeschiedenheit seit frühester Kindheit hat Spuren in ihrem Geist hinterlassen. Denn Cinders unfreiwilligen Verbündeten, Captain Thorne, beobachtet sie schon sehr lange. In ihren Träumen hat sie ihn weit über das hinausgehoben, was er wirklich ist, dort ist er der Ritter auf dem weißen Pferd, der sie retten wird. Jetzt scheinen sich ihre Träume zu erfüllen, Thornes Raumschiff dockt an ihrer Station an.
Leider geht vieles schief und die beiden landen mitten in der irdischen Wüste, wobei Thorne auch noch erblindet (sehr schöne Parallele zu dem ursprünglichen Märchen mit den Dornen am Turm, die dem Prinzen die Augen auskratzen). Aber Cress ist keine Märchengestalt und ihr gelingt es, sich während ihrer wilden Flucht zu entwickeln. Gemeinsam mit Cinder, Scarlet, Thorne und einigen anderen, die hier nicht namentlich genannt werden können, um nicht zu spoilern, bereitet sie die Störung der anstehenden Hochzeit des Prinzen mit der bösen Königin vor.
Auch der dritte Band der Saga um Cinder und die von Luna unterdrückte Erde bietet eine gelungene Mischung aus Science-Fiction, Märchenadaption und eigener Geschichte. Cress zieht den Zuhörer von Anfang an ebenso in ihren Bann wie es zuvor schon Cinder und Scarlet geschafft haben. Vanida Karun gelingt es, Cress eine wunderschöne Stimme mit einer Mischung aus Genialität und Naivität mitzugeben. Nachdem ich die ersten beiden Bücher gelesen hatte, habe ich mich hier für die Hörfassung entschieden und ich habe es keine Sekunde bereut. Ich bin in letzter Zeit selten so entspannt Auto gefahren wie mit diesem Hörbuch, weil es der Sprecherin immer wieder sehr schnell gelang, mich einzufangen, wenn ich einen Moment abgelenkt war.
Fazit: Auch hier macht es Sinn mit dem ersten Band anzufangen, die Serie steigert sich von Buch zu Buch.
Marissa Meyer: Wie Sterne so golden, gelesen von Vanida Karun.
Silberfisch, September 2014.
2 mp3-CDs, 19,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.