Maarten `t Hart: So viele Hähne, so nah beim Haus

In diesem Erzählband sind achtzehn Geschichten abgedruckt, in denen der Autor in der Ich-Form über ganz unterschiedliche Begebenheiten, die in seiner Heimat, den Niederlanden angesiedelt sind, schreibt.

Maarten `t Hart ist ein Erzähler der alten Garde. Beim Lesen seiner Geschichten ist es ähnlich als wenn man Menschen mit einer reichen Lebenserfahrung lauscht, die frühere Zeiten wieder aufleben lassen. Einerseits kann man kann nicht genug bekommen von diesen so realistischen Beschreibungen, andererseits erscheint `t Harts Ausdrucksweise schonmal leicht antiquiert, wobei stets alles stimmig ist. Dieser teils etwas altmodisch anmutende, oft spitzbübische, aber durchaus angenehm passende Touch mag vielleicht daher kommen, dass `t Hart immer wieder Anekdoten aus Jugendzeiten beschreibt und er sich nun immerhin in seinem vierundsiebzigsten Lebensjahr befindet.

Möglicherweise hat `t Hart den Plot in einigen seiner Geschichten erfunden und der schriftstellerischen Kreativität freien Lauf gewährt, denn Manches erscheint beim Lesen auch mal ein wenig abwegig (obwohl erzähltechnisch plausibel) – So zum Beispiel die Erzählung „Im Kasino“, in der eine alte, über achtzigjährige Dame, die ihre freie Zeit im Spielkasino verbringt, dem Ich-Erzähler, der ihr dort Glück bringt, eindeutige Offerten macht. Es sind mehrere Geschichten die staunen lassen und sonderbar anmuten, dennoch zweifelt man deren Wahrheitsgehalt nicht an. So die skurrile Situation, in der der Erzähler frühmorgens Opfer von jungen Kriminellen wird. Oder `t Harts Entlarvung der seltsamen Vermehrung von Hähnen im Wald. Oder was es mit der schönen Studentin Letitia auf sich hat, die von so vielen freiwilligen Helfern bei der Hausrenovierung unterstützt wird. Oder das hanebüchene Verhalten des jungen Mannes, der sich für `t Harts Wohnhaus an der Gracht interessiert…

In jeder Erzählung offenbart der Autor so Einiges über sich selbst. Zum Beispiel über sein Verhältnis zur Kirche, seine Liebe zur klassischen Musik, seine Wohnverhältnisse oder seine Herkunft und gibt dabei ganz allgemein Einblicke in die niederländische Kultur und Mentalität.

Häufig liest man seine Geschichten mit Schmunzeln zu Ende.

Maarten `t Hart: So viele Hähne, so nah beim Haus.
Piper, Mai 2019.
288 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.

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