Juvvie Ajayi Jones: Handbuch für Unruhestifterinnen

Als professionelle Unruhestifterin ist die aus Nigeria stammende Autorin Luvvie Ajayi Jones in den USA bekannt geworden. Ihr Podcast, ihre Initiativen und die häufig gebuchten Auftritte als Rednerin zeigen, dass sie über Themen spricht, die andere nur denken: nämlich Gerechtigkeit für ALLE.

Es war ein langer und turbulenter Weg dorthin. Anfangs schrieb sie auf ihrem Blog nur vor sich hin, wie sie die Zeit auf der Universität erlebte. Und plötzlich stellte sie fest, dass immer mehr Interessierte ihre Ansichten teilten und sich von ihr inspiriert fühlten. Mit einer gelungenen Mischung aus Witz und lauten Forderungen ging es weiter, ohne dass es einen Masterplan für eine Karriere gab.

„Was mir damals nicht klar war: Mein Job hatte sich gewandelt, und das war völlig okay. Es war nicht mehr länger mein Job, jeden Tag im Schlafanzug daheim zu sitzen und die Tagesnachrichten zu kommentieren. Mein Job bestand nun darin, auf die Bühne zu gehen und den Leuten von meinen Lektionen, meinen Fehlern und meinen Triumphen zu erzählen.“ (S. 235)

Sie erzählte frei und ehrlich, wie es wirklich ist, als schwarze Frau gegen Wände zu laufen, für die gleiche Arbeit weniger zu verdienen als weiße oder schwarze Männer oder auch weiße Frauen.

Seit ihrem fünften Lebensjahr lebt sie in den USA und begann wie ihr großes Vorbild, ihre Großmutter, laut für sich einzustehen. Denn wenn sie nicht selbst für ihre Rechte kämpfte, wer würde dies sonst für sie erledigen? So dachte sie am Anfang ihrer umfangreichen Erfahrungsreise, bis sie über die unzähligen Reaktionen in den sozialen Medien realisierte, dass es viele Gleichgesinnte mit ähnlichen Vorstellungen gibt.

Nach ihrem ersten Bestseller I’m Judging You lag es auf der Hand, anderen zu zeigen, wie sie das Unruhestiften ausprobiert und gelernt hat und die eigene Angst zu überwinden, wenn sie die Wahrheit sagt. In ihrem Vorwort schreibt sie: „In meinem ersten Buch forderte ich auch dazu auf, die Welt ein Stück besser zurückzulassen, als wir sie vorgefunden haben. Dieses Buch habe ich geschrieben, weil wir ziemlich beängstigende Dinge tun müssen, um genau das zu erreichen. Es geht hier um das WIE für das WAS. Wie sorgen wir dafür, dass wir diesen Planeten hinter dem Mond gleich links nicht in einem schlechteren Zustand zurücklassen als bei unserem Erscheinen?“ (S. 11/12)

Wer so ein Ziel hat, kann dies nur erreichen, wenn das Zwischenmenschliche in einer fairen und gütigen Weise funktioniert.

Wie sich Frauen in der kapitalistischen Welt der weißen Männer behaupten, wie sie sich vor Ausbeutung schützen, zeigt sie mit konkreten Beispielen aus ihrem Leben. Und einmal angefangen nimmt sie ihre Leserinnen mit auf einen mentalen Parcour, der viele Lebenslagen durchrüttelt.

Ihre Schreibsprache ist so locker, dass sie mit ihrer wörtlichen Rede identisch sein dürfte. Die Worte wir und du suchen den direkten Kontakt. Anfangs wirken ihr Selbstbewusstsein und ihre klaren Ansichten so eindringlich, dass sie eine Wucht ausüben. Und dann geschieht etwas Wunderbares: Im Laufe der Lektüre baut sich eine Verbindung zu der Autorin auf, die jegliche Voreingenommenheit wegwischt. Ab diesem Zeitpunkt wird deutlich, sie weiß genau, wie Frauen ticken, wo der Schuh drückt und warum. Und das Wichtigste überhaupt, sie macht Mut die eigene Komfortzone zu verlassen. Was danach passiert, wird der eigene Wachstumsprozess zeigen und die so wichtige Portion Eigenliebe.

„Alle, die etwas Großartiges geleistet haben, haben mit einem einzigen kleinen Schritt angefangen. Sie sind nicht eines Morgens aufgewacht, und die Sache war geritzt. (Na ja, außer bei einigen weißen Typen natürlich. Weil Papa und die Vetternwirtschaft die besten Sicherheitspolster sind.)“ (S. 328)

Juvvie Ajayi Jones: Handbuch für Unruhestifterinnen: Feier deine Stärken – und zwar laut.
Aus dem Englischen übersetzt von Viola Krauß.
rororo, September 2022.
336 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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