Der US-amerikanische Autor Jonathan Escoffery widmet sich in seinem Debüt „Falls ich dich überlebe“ einer getrennt lebenden jamaikanischen Migrantenfamilie in den USA. Er tut das, indem er eine Reihe von kürzeren Erzählungen aneinanderreiht, die mehr oder weniger lose miteinander verbunden sind und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt sind. Insofern lässt sich der vorliegende Band auch als Geschichtensammlung sehen.
Escoffery, der selbst von jamaikanischen Einwanderern abstammt, legt dabei ein thematisches Schwergewicht auf den Rassismus. Trelawney, sensibler Sohn in dieser Familie, leidet darunter, dass er mal als Weißer, mal als Schwarzer gesehen wird. Diesen Aspekt walzt der Autor in der ersten Geschichte etwas breit aus, und man muss als Leser Durchhaltevermögen beweisen.
Später wird‘s besser; rasanter, rauer und spannender. Eine Reihe von schrägen Vögeln bevölkern dieses Buch: Männer ohne Geld, Job und Zukunftsperspektiven, dafür aber mit vielen Ideen im Kopf – Frauen, die Geld dafür bezahlen, endlich mal ein blaues Auge geschlagen zu bekommen, oder die möchten, dass ihnen mal ein Schwarzer beim Sex mit ihrem Mann zusieht.
Sicherlich keine Null-Acht-Fuffzehn-Literatur, aber womöglich auch nicht jedermanns Geschmack.
Jonathan Escoffery: Falls ich dich überlebe.
Aus dem amerikanischen Englisch und aus dem Patwah übersetzt von Henning Ahrens.
Piper, Januar 2023.
280 Seiten, gebundene Ausgabe, 22 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Andreas Schröter.