Jonah Lehrer beweist mit „Imagine“, dass ein Buch über menschliche Denkvorgänge nicht zwangsläufig eine wissenschaftliche Abhandlung sein muss. Vielmehr leben alle seine aufgezeigten Studien von ihren begleitenden Geschichten, die so interessant und verblüffend erscheinen, dass man ähnlich wie bei einem spannenden Roman, nicht mehr aufhören kann zu lesen.
An Fallbeispielen von Bob Dylan, Shakespeare, Steve Jobs und weiteren, zeigt der Autor auf, wie kreative Momente und Prozesse zustande kommen.
So lesen wir zum Beispiel davon, wie der Laborant Dick Drew den Tesafilm erfindet, oder wie die Entwickler des Konzerns Procter & Gamble die Idee für den „Swiffer Bodenwischer“ ersinnen.
Wir erfahren wie es war, als Bob Dylan sich vornimmt einen Roman zu schreiben anstatt sich weiter der Musik zu widmen, nachdem er sich innerlich ausgebrannt fühlt: Hierzu zieht Dylan sich in eine abgelegene Hütte zurück. Dort wird er von einer plötzlichen Eingebung inspiriert und er schreibt den Songtext zu „Like a Rolling Stone“, obwohl er doch den Plan von einem Roman hatte.
Anhand von diesen und weiteren Beispielgeschichten wird deutlich, wie sich Denkblockaden in Ideen oder Kunstwerke verwandeln können. – Dabei ist es so, dass geniale Eingebungen sich immer erst nach einem verhängnisvollen Denkfehler, einem toten Punkt, einer aussichtslosen Situation, durch Enttäuschung einstellen.
Jonah Lehrer legt dar, wie es gelingen kann, neue Vorstellungen zu entwickeln, wie Probleme gelöst werden können, wie man die eigene Kreativität ankurbeln und ausschöpfen kann, welche Voraussetzungen für effizienteres Arbeiten erforderlich sind – kurz, wie es jedem Einzelnen von uns möglich ist, sich eigene Einfälle zunutze zu machen und zu fördern.
Jonah Lehrer wurde 1981 geboren, er lebt in Los Angeles.
Er studierte Neurowissenschaften an der Columbia University und bei Nobelpreisträger Eric Kandel, außerdem Literatur und Wissenschaftsgeschichte in Oxford.
Jonah Lehrer: Imagine! Wie das kreative Gehirn funktioniert.
C. H. Beck, Februar 2014.
272 Seiten, Taschenbuch, 16,95 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.