Helle Helles Schreibstil ist unverkennbar eigenwillig geprägt: Kurze, prägnante Sätze mit detailliert geschilderten Handlungsabläufen. Die Gewichtung liegt im bloßen Agieren der Figuren, im Auslassen des Wesentlichen, im Erzählen von Geschichten in der eigentlichen Geschichte.
Mit meist kindlicher Naivität schlittern ihre Figuren in Ausnahmesituationen hinein, die sie dann irgendwie meistern müssen. Irgendwie denkt man dabei immer, das gibt es doch gar nicht und weiß gleichzeitig, dass die Agierenden gar nicht anders können.
In Wenn du magst versucht der Protagonist Roar der Eintönigkeit einer Tagung auf dem Land zu entfliehen und geht zum ersten Mal in seinem Leben joggen. In der Eile hat er sich zwei ungleich große Laufschuhe gegriffen, wodurch er sich nach kurzer Zeit eine Blase am Fuß gelaufen hat. Zudem hat er sich in dem ihm unbekannten Waldstück verlaufen und findet nicht mehr hinaus.
Er trifft auf eine Joggerin, die sich ebenfalls verlaufen hat. Die Situation zwingt sie, in einer Schutzhütte zusammen zu übernachten. Die Nacht ist kalt, es regnet, die beiden haben Hunger und Durst, dennoch arrangieren sie sich mit den Gegebenheiten nahezu emotionslos.
Die Szenen, die die Frau währenddessen aus ihrem Leben erzählt, zeigen sie als unorientierte Person, die sich ziel- und planlos treiben lässt und dann den Platz im Leben annimmt, den ihr der Zufall zuspielt.
Roar seinerseits fügt sich verwundert und irritiert dem Umstand, mit der ihm unbekannten Frau auf engstem Raum die Nacht zu verbringen.
Am nächsten Tag schleppen sich die beiden hungrig und dehydriert weiter. Auch die zweite Nacht müssen sie nochmals zusammen in einer Notunterkunft verbringen, obwohl sie sich bereits so gut wie in der Zivilisation befinden.
Wie in ihren anderen Romanen zeigt Helle Helle in Wenn du magst eine groteske Situation auf, der sich ihre Figuren ohne großen Aufruhr stellen. Der schlichten Sprache angepasst arrangieren sie sich ohne Gefühlsausbrüche mit der Widrigkeit des Gefangenseins in einem Waldstück. Obwohl sich viele Wege durch das Waldgebiet ziehen, scheint ihre Lage ausweglos zu sein.
Schließlich und endlich führt sie dann doch einer der vielen Wege wieder aus dem Wald hinaus.
Auf diesem Weg unterstreicht und symbolisiert Helle Helle, dass es das Ungesagte ist, was auch diesen Roman wieder ausmacht, indem sie die Frau im letzten Satz den Finger an die Lippen legen lässt.
Helle Helle beherrscht die Kunst ohne viele Worte viel zu sagen.
Helle Helle: Wenn du magst.
Dörlemann, September 2016.
180 Seiten, Taschenbuch, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Annegret Glock.