Harry Bingham: Fiona: Unten im Dunkeln

… Die Polizei hat nicht ohne Grund Vorschriften, und ich bemühe mich, sie zu befolgen. Aber die Toten sind wichtiger. Ihre Regeln sind heilig und in Ewigkeit gültig.“ (S. 85)

Fiona arbeitet bei der Polizei, obwohl sie unter dem Cotard-Syndrom leidet. In den Augen ihrer Kollegen und Vorgesetzten wirkt sie mal verschroben oder eigenwillig. Nur ihre engen Freunde sind eingeweiht und wissen die hoch intelligente junge Frau zu nehmen. Früher glaubte Fiona, trotz Puls tot zu sein. Heute spürt sie eine stärkere Nähe zu den Toten als zu den Lebenden und fühlt sich aus diesem Grund für sie verantwortlich.

Während Fiona in der Asservatenkammer aushilft, liest sie zu ihrer Erbauung in alten Akten. Ein tödlicher Sturz von den Klippen und ein Selbstmord wecken ihre Neugier. Dann kommt ein seltsamer Einbruch hinzu, bei dem der Dieb mit ungewöhnlichen Kletterkünsten das Gestohlene zurückgegeben hat. Aus unscheinbaren Verbindungen entwickelt sich allmählich ein richtig großer Fall. Ein Grund mehr für Fiona, mit vollem Einsatz die Hintermänner zu entlarven.

Inzwischen darf der Krimifreund fünf übersetzte Kriminalfälle mit der wunderbaren Fiona im Mittelpunkt lesen. Im Zentrum stehen ungewöhnliche Verbrechen, extrem raffiniert und skrupellos. Während die Ermittler an Regeln und Gesetze gebunden sind, die sie schließlich auch vertreten, stehen dem organisierten Verbrechen wesentlich mehr Geld und Mitarbeiter zur Verfügung. Deshalb können Fionas Wege nicht immer gerade sein. Der Konflikt, regelkonform und gleichzeitig erfolglos zu ermitteln, treibt die junge Polizistin auf gefährliche Seitenwege und bringt sie in Lebensgefahr.

Der vierte Band endet nicht mit dem üblichen finalen Kampf, sondern mit dem Auftakt zu einer neuen Jagd. „… Die Dreckskerle einbuchten. Wegen der Ferien und so weiter dauert es eine Weile, bis sich alle zur selben Zeit am selben Ort versammeln. Aber das soll mir recht sein.“ (S. 563)

Harry Bingham beschreibt Fionas Verbrecherjagd im Alleingang so spannend, unterhaltsam, mitunter irre komisch und zugleich lehrreich, dass man seine Bücher auch als Augenöffner für die großen Verbrechen betrachten darf. Wenn viel zu schnell das letzte Wort gelesen ist, bleibt ein kaum zu bändigender Hunger. Mehr kann ein sehr guter Kriminalroman kaum noch bieten.

Harry Bingham: Fiona: Unten im Dunkeln.
rororo, Januar 2019.
608 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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