Flore Vasseur: Kriminelle Bande

krimiClara, Jérémie, Bertrand, Vanessa, Alison, Antoine und Sébastian haben an der Elite-Universität HEC in Paris studiert. Die Freunde haben eine unbeschwerte Zeit verlebt, inzwischen gehören sie zur Elite, haben Karriere gemacht als Politiker, Journalisten, Investmentbanker und PR-Agenten. Ihr Leben scheint die perfekte Erfolgsgeschichte zu sein, bis ein Dokument auftaucht, das beweist, dass eine New Yorker Investmentbank den Staatshaushalt manipuliert hat und in die europäische Finanzkrise involviert ist.
Das Leben hinter der Fassade der Freunde wird offenbar: Die Journalistin Clara arbeitet für eine Wirtschaftszeitung, die finanzielle Probleme hat, hohe Ansprüche an die journalistische Arbeit kann sie dort nicht mehr verwirklichen. Der Ministeriumsbeamte Bertrand verwaltet, anstatt zu gestalten. In einer Kommunikationsagentur muss Vanessa die Skandale ihrer Klienten aus Wirtschaft und Politik vertuschen.
Es geht um Macht, Geld und Politik … und um das nackte Leben: Sébastiens plötzlicher Tod erschüttert die ehemaligen Kommilitonen. Aber ist er das wahre Opfer? Der Leser empfindet mit dem pensionierten Apotheker Christoulas, der sich vor dem Parlament erschießt mit den Worten: „Ihr seid nicht meine Vertreter“. Auch die arbeitslose Spanierin, die ihre Organe im Internet verkauft, ist beschädigt, betrogen und ein hilfloses Opfer des Spiels, das auch Sébastien getrieben hat.
Vasseur zeigt ein Europa, in dem griechische Eltern ihre Kinder ins Heim geben, weil sie sie selbst nicht versorgen können; die europäische Idee ist verloren in ihrem Gegenwartsroman „Kriminelle Bande“.
Mittels QR-Codes am Seitenrand erhält der Leser Zugriff auf reale Quellen im Internet, die den gesellschaftskritischen Krimi erschreckend real wirken lassen. Diese Hinweise muss der Leser nicht in Anspruch nehmen, die Idee ist aber genial und passt zum modernen Stil des Romans: Thema, Sprache, Gegenwartsbezug und die Hinweise auf die Wahrhaftigkeit der im Roman beschriebenen Szenarien lassen die Codes sinnvoll erscheinen.
Flore Vasseur, geboren 1973 in Frankreich, lebte viele Jahre in New York und enthüllte in zahlreichen Reportagen, u.a. für Le Monde und Canal Plus, die Machtstrukturen in Politik und Wirtschaft. Wie ihre Protagonisten studierte sie an der Eliteuniversität HEC.
„Kriminelle Bande“ ist Vasseurs drittes Buch, das erste, das in deutscher Sprache erscheint (Übersetzung: Christian Driesen).
Ein spannender, zeitgenössischer Wirtschaftskrimi: LESEN!

Flore Vasseur: Kriminelle Bande.
Haffmans & Tolkemitt, Juli 2014.
250 Seiten, Gebundene Ausgabe, 19,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Corinna Griesbach.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.