Das Buch von Felicia Day, einer US-Schauspielerin, You-Tuberin und Bestseller-Autorin, ist genauso verrückt und so erfrischend gestaltet wie sein Titel ahnen lässt. In sieben Kapiteln oder besser gesagt Etappen möchte sie den Leserinnen helfen, ihre Kreativität zu entdecken, daran zu glauben und sie zu (er-)leben.
Es ist ein Mitmach-Buch, ein Buch, das sich beim Lesen füllt. Denn die Autorin stellt der Leserin Fragen, Aufgaben, sie fordert sie heraus. Felicia Day schenkt der Leserin nichts, sie zwingt sie, über sich selbst nachzudenken und sich zu hinterfragen.
Dabei geht es vor allem darum, herauszufinden, warum man bisher seine eigene Kreativität unterdrückt hat, darum, zu erkennen, dass jeder Mensch kreativ ist – der eine schreibt, der andere malt, die dritte komponiert – dass aber viele diese Kreativität nicht zulassen. Und so fragt Felicia Day: „Wann hast du das letzte Mal eine heftige Emotion empfunden und sie einem anderen zuliebe geleugnet?“ (S. 92). Dann lässt das Buch Platz, damit die Leserin diese und ähnliche Fragen sofort beantworten kann. Denn darum geht es: spontan sein, nicht lange überlegen, dem inneren Schweinehund, der Angst und der Scham keinen Raum zugestehen.
So ist eines der Kapitel diesen „Feinden“ gewidmet: der Ohnmacht, der Angst, dem Perfektionismus, der Scham und der Reue und dem Neid. All diese Gefühle sind im Wortsinn die Feinde unserer Kreativität. Dazu gehören auch die allseits bekannte Prokrastination und nicht zuletzt die menschlichen Widersacher. Die gutmeinenden Freunde, die mit flotten Sprüchen und ach so witzigen Kommentaren das zarte Pflänzchen Kreativität, das gerade zaghaft das Köpfchen hebt, zertreten.
In solchen Momenten kommt es dann auf die Selbstmotivation an, darauf, an sich selbst zu glauben und die Ohnmacht zu bekämpfen. Eine Idee hierfür: „Schreib einen Fanbrief an dich selbst … . Verstecke ihn an einem Ort, wo ihn niemand anderer finden kann. Und hole ihn immer wieder hervor, wenn du dich schlecht fühlst“ (S. 116).
Oder sie fragt, welche Betätigung man gerne einmal ausprobieren würde. Und fordert dazu auf, zu träumen. Oder sie stellt auch konkretere Aufgaben, sie gibt Wortpaare vor oder Satzanfänge, die die Leserin ergänzen soll, solche und ähnliche „Spielereien“ durchziehen das ganze witzig und fantasievoll gestaltete Buch.
Bei all dem ist der Schreibstil von Felicia Day unglaublich frisch und locker, ja man bekommt das Gefühl, einer guten Freundin zuzuhören, die einen ausgeprägten Sinn für Humor und für viel Blödsinn hat. Allein die Beispiele, die sie immer wieder heranzieht, die Anekdoten aus ihrem eigenen Leben (mögen sie wahr oder erfunden sein), treiben der Leserin die Lachtränen über das Gesicht. Sicher, manchmal wird es etwas viel und manches, was die Autorin erzählt, scheint weit hergeholt. Und natürlich wäre es schön, wenn es wirklich so einfach wäre, die eigene Kreativität zu wecken und auszuleben. Allein mir fehlt ein wenig der Glaube. Spaß gemacht hat dieses Buch aber allemal.
Felicia Day: Dieses Buch macht dich wahnsinnig … kreativ und glücklich.
Ullstein, April 2020.
304 Seiten, Taschenbuch, 12,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Renate Müller.