Seit drei Jahren ist der Autor Robin Ferringham allein, da seine Frau Samantha über Nacht verschwand. Nun erhält er einen Anruf von einem völligen Fremden namens Matthew. Er habe mit Samantha telefoniert und die habe ihn angewiesen, nach Robin zu suchen und ihn um Hilfe zu bitten. Kann es sein, dass Matthew der letzte war, der mit Sam gesprochen hat? Robin ist irritiert, als er hört, dass Matthew des fünffachen Mordes angeklagt ist. In seinem Städtchen gibt es einen Bootstunnel namens Standedge-Tunnel, Englands längsten Kanaltunnel, den er mit seinen fünf Freunden befahren hat. Doch hinten kam nur noch der bewusstlose Matthew wieder raus, von den anderen fünf fehlte jede Spur. Auch Leichen gibt es keine. Was ist damals im Standedge-Tunnel passiert? Robins Neugier ist geweckt und ein wenig hofft er auch, das Rätsel um seine verschwundene Ehefrau lösen zu können.
Chris McGeorges Roman macht bis etwa dreiviertel der Seiten richtig Spaß. Man wird auch viele verschiedene Irrwege geleitet und bekommt immer wieder verdächtige Personen serviert, die möglicherweise am Verschwinden der fünf jungen Menschen beteiligt oder interessiert gewesen sein könnten. Gleichzeitig erhält man ein Gefühl davon, wie Pru, Tim, Rachel, Edmund und Robert getickt haben. Es wird klar, dass Matt eher der Außenseiter der Gruppe war. Ihn zog es nach der Schule nicht weg in die weite Welt, um zu studieren. Er war damit zufrieden Guide beim Standedge-Tunnel zu sein, weshalb die Gruppe junger Menschen auch ohne weitere Begleitungspersonen fahren durfte. Seit vielen Jahren machen die sechs Freunde dieses Ritual und Matt spürte zusehends, wie sich die Gruppe auseinanderlebte. Wollte er sie deswegen alle umbringen?
Spannende Kapitel reihen sich aneinander, bis der Autor scheinbar keine Lust mehr auf seine Geschichte hat. Plötzlich bekommt man die Auflösung auf dem Silbertablett, ohne suchen zu müssen oder sich sonderlich anzustrengen. Danach geht alles ganz schnell – übrigens ist die Auflösung gar nicht schlecht – und alles ist vorbei. Das war mehr als enttäuschend und trübt den Gesamteindruck ein wenig.
Etwas leicht gemachte Auflösung, ansonsten guter Roman!
Chris McGeorge: Der Tunnel – Nur einer kommt zurück.
Knaur, Mai 2020.
352 Seiten, Taschenbuch, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.