Erik Axl Sund: Narbenkind

sundDie Stockholmer Kommissarin Jeanette Kihlberg ermittelt in einer grausamen Serie von Morden an Jungen, deren mumifizierte Leichen schwerste Verletzungen aufweisen. Als ein bekannter Geschäftsmann auf bestialische Weise abgeschlachtet wird, legt ihr Vorgesetzter Polizeichef Billing die Ermittlungen auf Eis. Die Indizien im Fall des ermordeten Geschäftsmannes deuten auf einen Mord aus Rache.
Die Psychologin Sofia Zetterlund, die mit Jeanette ein Verhältnis begonnen hat, soll ein Täterprofil erstellen. Dabei erlebt sie immer häufiger Bewusstseinsstörungen und erkennt, dass sie selbst unter einer dissoziativen Identitätsstörung leidet. Ihre Patientin Victoria Bergmann, die als Kind von ihrem eigenen Vater missbraucht worden und vor zwanzig Jahren verschwunden ist, kristallisiert sich als eine Teilpersönlichkeit Sofias heraus.
Während Sofia versucht, Zugang zu den Erinnerungen Victoria Bergmanns zu erlangen, findet Jeanette heraus, dass Victorias Identität vor zwanzig Jahren gerichtlich ausgelöscht worden ist und sie den Namen ihrer damaligen Therapeutin Sofia Zetterlund angenommen hat.
Während Jeanette und ihre Kollegen immer größere Teile eines perfiden Netzwerks von Pädophilen aufdecken, verliert Sofia immer mehr die Kontrolle über sich. Hat ihre Teilpersönlichkeit Victoria Bergmann die Morde begangen oder ist Victoria nur Opfer einer großangelegten Verschwörung?

Erik Axl Sund ist das Pseudonym des schwedischen Autorenduos Jerker Eriksson und Håkan Axlander Sundquist. Für ihre Victoria-Bergman-Trilogie wurden sie mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet. „Narbenkind“ ist der zweite Band der Reihe.

Das bekannte Problem der mittleren Romane von Trilogien ist ja, dass sie einerseits den Leser bei der Stange halten, aber andererseits so viel von der Geschichte übrig lassen sollen, dass der Leser den dritten und letzten Band noch zur Hand nehmen möchte. Diese zweiten Bände ziehen sich beim Lesen oft quälend in die Länge, weil die Handlung gestreckt werden muss. Eriksson und Sundquist gelingt mit „Narbenkind“ so etwas wie die Quadratur des Kreises.

Die Autoren ziehen in Band zwei der Victoria-Bergmann-Trilogie das schon rasante Tempo des ersten Romans noch weiter an. Atemlos verfolgt der Leser die unerwarteten und mitunter verwirrenden Wendungen der Geschichte. Die beiden authentischen und vielschichtigen Protagonistinnen Sofia Zetterlund und Jeanette Kihlberg lassen die männlichen Figuren in diesem Roman weit hinter sich. Besonders Sofia entwickelt sich immer mehr zu einer extrem komplexen Figur mit faszinierenden Facetten.
Wer über die Finten und Volten der Geschichte den Überblick zu verlieren droht: Keine Sorge. Im dritten Teil wird alles restlos aufgeklärt.

Fazit: Extrem tempo- und wendungsreicher Thriller mit zwei vielschichtigen und faszinierenden Protagonistinnen. Für mich der beste Band der Trilogie.

Erik Axl Sund: Narbenkind.
Goldmann, September 2014.
512 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Martina Sprenger.

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