1930 auf der Halbinsel Krim, die zu diesem Zeitpunkt zur Sowjetunion gehört. Anna Scholz lebt mit ihren Kindern Erich und Yvonne sowie ihrem Mann Wilhelm zwar kein Leben im Überfluss, aber sie kommen irgendwie über die Runden. Doch dann wird erst der Pfarrer des kleinen Örtchens umgebracht und sie nimmt sich dessen Tochter Rita an und schließlich wird auch ihre eigene Familie noch enteignet und „umgesiedelt“. Sie werden gezwungen, umzuziehen und ein neues, beschwerliches Leben in Baracken und ohne Besitz zu beginnen.
Im Roman wird im Jahr 1937 ein weiteres Familienschicksal aufgegriffen, das der Familie Pfeiffer, die bisher im Kaukasus lebte. Mit Kriegsbeginn werden die deutschen Familien misstrauisch beäugt und auch zum Umsiedeln gezwungen. Der Roman basiert auf wahren Ereignissen, die von der Autorin aufgegriffen und in einen Roman verarbeitet wurden. Die Geschichte ist auf mehrere Bände angelegt, der zweite Band, „Von Hoffnung getragen“, ist in mehreren Ausgabearten bereits erhältlich.
Anfangs ist die Geschichte etwas schwergängig. Das Thema ist sowieso kein erfreuliches und das erste Drittel des Romans durch sehr negative Stimmung, deprimierende Ereignisse und viele Tote gekennzeichnet. Das mag der Situation der Menschen entsprechen, führt aber zu keinem gelungenen Einstieg. Man wird beim Lesen schon fast depressiv und mag so manches Kapitel gar nicht mehr beginnen. Dann wird aber der allgemeine Ton besser und es gibt auch viele interessante Dinge zu entdecken. Die Situation der Familie Scholz bessert sich mit den Jahren und es gibt kleinere Lichtblicke. Etwa ab der Mitte werden die beiden Geschichten der Familien parallel erzählen und es kommt zu zusätzlicher Abwechslung.
„Wie Gräser im Wind“ mag im Wesentlichen während des Zweiten Weltkriegs spielen, hat aber die eigentlichen Kriegsschauplätze nicht im Blick. Es geht nicht darum, die Zeit des Nationalsozialismus abzubilden. Und das macht diesen Roman auch gut! Man kann eine andere Seite dieser Zeit entdecken, die bisher in nicht vielen historischen Romanen zur Geltung kam.
„Wie Gräser im Wind“ ist nach schwierigem Einstieg eine gelungene Lektüre und es bleibt natürlich spannend für den zweiten Band!
Ella Zeiss: Tage des Sturms 01: Wie Gräser im Wind.
Tinte & Feder, März 2019.
383 Seiten, Taschenbuch, 11,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.
Hey Janine,
schade, dass du mit dem Einstieg solche Probleme hattest, aber ich finde es interessant von deiner Sicht zu lesen. Mich konnte das Buch von Anfang an in seinen Band ziehen, aber ich gebe dir recht, dass es gerade zu Beginn alles andere als positiv ist. Ein Schicksalsschlag folgt auf den nächsten.
Meine Rezension zum Buch geht gleich online und ich werde dich verlinken.
LG, Moni
Hallo Moni,
ich bin dennoch gespannt auf den zweiten Band und werde ihn lesen bzw. dann auch hier rezensieren. Die Figuren sind mir teilweise schon ans Herz gewachsen und ich bin gespannt, wie es weitergehen wird. Hat man den Anfang erstmal überwunden, war der Roman doch schön.
LG Janine
Das freut mich zu hören. Ich bin auch sehr gespannt auf den zweiten Teil und welchen Zeitraum dieser umfasst. Für mich hat der Roman auch einen sehr persönlichen Aspekt, weil ich einige Russlanddeutsche im Familien- und Freundeskreis habe.
LG, Moni
Pingback: Ella Zeiss: Tage des Sturms 02: Von Hoffnung getragen | SL Leselust
Mittlerweile habe ich den zweiten Band auch gelesen (https://schreiblust-leselust.de/ella-zeiss-tage-des-sturms-02-von-hoffnung-getragen). Mein Urteil fällt überraschend ähnlich aus. Insgesamt eine sehr nette kleine Serie, von der Autorin würde ich auf jeden Fall weitere Romane lesen.