David Goggins: Can’t Hurt Me

Du weißt, über dieses Buch ist schon viel geschrieben worden. Gerade deshalb möchte ich angesichts der überschwänglichen Lesebegeisterung anderer meine kritische Perspektive hinzufügen.

Doch starten wir ganz am Anfang.

Schon nach wenigen Zeilen geschah etwas völlig Unerwartetes: Das Buch saugte mich förmlich ein, verschlang mich mit Haut und Haaren. Es verschmolz mit mir, wie ein Strudel, der sich meiner Seele einverleibte. Was für ein grandioser Schreibstil, der nicht nur cool ist, sondern auch emotional tief berührend.

Aber wann habe ich die Geduld verloren?

Eines ist glasklar: Goggins jagt dem Schmerz um des Schmerzes willen hinterher und hat nicht den leisesten Funken einer Idee von intelligentem Training. Exzessive Selbstverachtung. Es ist NICHT bewundernswert, für seinen persönlichen Stolz aka übersteigertem Egoismus den härtesten Weg zu wählen.

Goggins hat Erstaunliches erreicht, aber es gibt klügere und gesündere Wege, ähnliche Erfolge zu erzielen, ohne sich selbst so sehr zu geißeln.

Dieses Buch sollte als Warnung dienen: gegen selbstverletzendes Verhalten, ohne sich immer weiter qualvoll selbst zu zerstören …

Persönlichkeitsentwicklung meets Biografie?

Goggins innere Dämonen treiben ihn immer wieder dazu, unglaublich dumme Situationen bewusst heraufzubeschwören. Es gibt viele Momente, in denen er gestorben wäre, wenn andere ihn nicht gerettet hätten. Was sollen wir daraus lernen?

Jeder Schritt in seinem Leben ist ein innerer Kampf. Der innere Kriegszustand ist seine einzige Bewältigungsstrategie. Seine Therapie. Denn in seinem Herzen ist er nie „genug“.

Ist es nicht ungewöhnlich, wenn der Autor sagt: „Ich bin kein Vorbild, lass dich nicht von mir motivieren“, und dann den Rest des Buches damit verbringt, dich von seinen Schritten überzeugen zu wollen?

Wenn du gerade in deiner lähmenden Komfortzone feststeckst oder durch turbulente Lebensphasen navigierst, wird dir dieses Buch den nötigen Motivationsschub geben, den du brauchst, um wieder auf Kurs zu kommen. Oder noch extremer: Wenn du gezielt danach suchst, wie du schmerzhafte körperliche Grenzen überwinden kannst …

Aber es ist definitiv keine empfehlenswerte Lektüre, wenn du auf diesem Weg lernen willst, dich selbst zu lieben und zu akzeptieren. Zu akzeptieren, dass du nicht immer alles bekommst, was du dir wünschst. Denn es erfordert wirklich ein viel tieferes, reiferes Denken, im richtigen Moment bereit zu sein, loszulassen und auch mal zu scheitern.

David Goggins: Can’t Hurt Me: Beherrsche deinen Geist und erreiche jedes Ziel.
Riva, August 2023.
368 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Olivia Grove.

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