Charlotte Inden: Im Warten sind wir wundervoll

Ein anrührender Roman, der viel mehr ist als eine simple Liebesgeschichte. Wir erfahren hier eine ganze Menge über die Lebensumstände in Deutschland in der Nachkriegszeit mit all ihren Problemen und Nöten. Wir erfahren auch, welche Hürden junge Frauen überwinden mussten, denen es „passiert ist“, sich in einen amerikanischen Soldaten zu verlieben und ihn heiraten zu wollen. Das war nicht erlaubt. Viele Frauen mussten deshalb alleine zurückbleiben. Manchmal bereits verheiratet – was ebenfalls verboten war und bestraft wurde -, manchmal sogar mit Kind. Bis der sogenannte „war-bride-act“ erlassen wurde, der es den Frauen, die mit einem GI verlobt waren, gestattete, ihm in die USA zu folgen. Der Act galt allerdings nur befristet bis zum 31.12.1948.

Erzählt wird hier die Geschichte der Luise Adler, die sich in einen amerikanischen Sergeant verliebt und der sie auch gerne mitnehmen möchte, als er zurückmuss in die Staaten. Wäre sein guter Freund Henry nicht gewesen, der noch in Deutschland bleiben soll, hätten Jo und Luise nichts vom Erlass des „war-bride-act“ erfahren. So aber ist es ihnen möglich, sich noch unmittelbar vor Jos Abflug vor Zeugen zu verloben. Luise verspricht, so bald wie möglich nachzukommen. Aus „so bald wie möglich“ werden dann aber doch Jahre. Erst Ende 1948 schafft es Luise, in die USA zu fliegen. Dort angekommen, wartet sie vergeblich darauf, dass Jo sie am Flughafen abholt. Was tun? Sie kennt natürlich keine Menschenseele in New York. Doch Luise hat Glück. Rosie, eine Mitarbeiterin von American Airlines und Ernest, ehemaliger Journalist bei der „Times“, der jetzt einen Kiosk am Flughafen betreibt, nehmen sich ihrer an. Ernest hat noch Kontakte zu ehemaligen Kollegen und schafft es, Luises Geschichte in die Zeitung zu bringen. Verbunden mit dem Suchaufruf nach Jo. Die Zeit drängt. Es bleiben nur noch ein paar wenige Tage, bis der Act ausläuft.

Eine unglückliche Reise nach New York

Erzählt wird Luises Geschichte von ihrer Enkelin Elfie, die ebenfalls einfach auf gut Glück nach New York fliegt, um ihren Verlobten (?) zu überraschen, was sich als nicht so tolle Idee herausstellt. Auch sie kennt natürlich niemanden, hat nur die Adresse ihres Freundes. Dort findet sie ihn aber nicht. Auch sie findet Hilfe in der Not. Ihr Sitznachbar aus dem Flugzeug, Reisejournalist, hilft ihr, den Freund zu finden. Zwei Liebesgeschichten, die sich ähneln. Wobei die der Enkelin vielleicht ein bisschen zu überzeichnet ist, nett zu lesen, aber für die eigentliche Geschichte um die war-bride Luise nicht von Mehrwert.
Ansonsten ist es ein anrührender, bewegender Roman, der nochmal erinnert an die jüngere Vergangenheit und ein Thema aufgreift, das Vielen bestimmt nicht unbedingt bewusst ist. Basierend auf einer wahren Begebenheit, die die Autorin zu diesem gelungenen ersten Roman für Erwachsene inspiriert hat. Flüssig zu lesen und spannend geschrieben. Zum Dranbleiben.

Charlotte Inden: Im Warten sind wir wundervoll
Piper, September 2024
384 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.

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