Max Kugel: Wie ich auszog, um mein Handwerk zu retten

Wenn Max Kugel öffentlich erklärt, richtig gutes, ehrliches Brot zu backen, dann sind viele neugierig und wollen seine Brote sehen, riechen und schmecken. Der Vater mahnte, am Anfang kommen die Neugierigen, und danach würden die Verkäufe erfahrungsgemäß weniger. Der übliche Überschuss am Ende eines Tages sei einzukalkulieren.

Bei Max Kugel lief es anders. Seine Philosophie sieht, riecht und spürt man bereits an der Eingangstür. Der Verkaufsbereich und seine Backstube sind nur durch eine Glaswand getrennt und demonstrieren eine ungewohnte Offenheit.

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Ingke Brodersen: Lebewohl Martha

Spannende Recherchen um ehemalige jüdische Bewohner eines Berliner Hauses

Man stelle sich das einmal vor: Man lebt in einer großen und schönen Berliner Wohnung, Altbau, mit Stuckdecken. Und erfährt später, dass aus dieser Wohnung, wie auch aus denen auf den anderen Etagen, damals 1942 und später, Frauen und Männer deportiert wurden.

Genau so erging es der Autorin, Historikerin und Herausgeberin. Vor vielen Jahren zog Ingke Brodersen in die Wohnung im vierten Stock des Hauses Berchtesgadener Straße 37 in Berlin-Schöneberg. In die Wohnung, in welcher seinerzeit Martha Conen lebte, auf ihrem Flügel muszierte und von wo sie nach Theresienstadt deportiert wurde, 1942.

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Ariel Magnus: Tür an Tür: Nazis und Juden im argentinischen Exil

Ins Exil gehen und dort genau den treffen, vor dem man geflohen ist

Ariel Magnus, der heute in Deutschland lebt, ist in Argentinien geboren und aufgewachsen, als Sohn jüdischer Eltern, die von jenen abstammen, die vor den Nazis flohen. Dort aber lebten sie „Tür an Tür“ mit genau jenen, vor denen sie flüchten mussten.

In einzelnen Kapiteln beleuchtet der Autor die Schwierigkeiten und vor allem die Gefühle, die diese Lebenssituation für ihn und seine Familie, aber auch für alle anderen Juden in Argentinien bedeutet.

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Jana Costas: Im Minus-Bereich

Jana Costas, Professorin an der Viadrina-Universität in Frankfurt an der Oder, schließt sich für eine Feldforschung den Mitarbeitern einer Reinigungsfirma in Berlin an. In den Gebäuden am Potsdamer Platz, um sie herum und an den gläsernen Fassaden gibt es viel zu putzen. Unter dem riesigen Komplex aus Shoppingcenter, Bürogebäuden, Gastronomiebetrieben und Luxuswohnungen befindet sich über vier Etagen ein fensterloser „Minus-Bereich“. Dort arbeiten Schneiderinnen für die exklusiven Geschäfte in der „Oberwelt“, befinden sich die Müllräume, endlose labyrinthische Gänge, Warenlager und die Aufenthaltsräume für das Reinigungspersonal.

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Franziska Grillmeier: Die Insel

Die Insel“ von Franziska Grillmeier ist ein anklagender Bericht über die Situation in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln.

Dieses Buch vermittelt den Eindruck, als wisse es nicht so genau, was es will. Dabei ist der Bericht der Journalistin Franziska Grillmeier über die Zustände in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln wichtig. Sie erzählt von ihren eigenen Erlebnissen dort, als Beobachterin, als Freundin und als Journalistin.

Doch scheint mir die Erzählweise ein wenig erratisch, ist das Buch doch eine Mixtur aus Reisebericht, Schilderung einzelner Schicksale und Anklage der desolaten und verfehlten Migrationspolitik der EU.

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Chris van Tulleken: Gefährlich lecker

Augenöffnende Pflichtlektüre

Na, wie oft wirfst du einen Blick auf die Inhaltsstoffe der Zutatenliste deiner Pausensnacks? Schockierend, oder? Nahezu alles, was wir essen, ist kein Essen. Es ist eher eine industriell hergestellte, essbare Substanz. Der Originaltitel des Buches „Ultra-Processed People: The Science Behind the Food ThatIsn’t Food“ könnte passender nicht sein. Wer einen staubtrockenen und gähnend langweiligen Ratgeber erwartet, wird enttäuscht, denn „Gefährlich lecker“ von Chris van Tulleken ist überraschend unterhaltsam geschrieben. Beinah süchtig machend.

„Wenn es in Plastik verpackt ist und mindestens eine Zutat enthält, die man nicht in einer normalen Haushaltsküche findet, handelt es sich um ein HVL.“ (S. 17; HVL = hochverarbeitete Lebensmittel)

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Ursel Braun: Unangepasst. Künstlerinnen und ihre Kleider

Ursel Braun porträtiert in „Unangepasst“ eine Reihe großer Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts und legt das Hauptaugenmerk auf ihre Garderobe. Durch Kleidung kann man den Fokus der Gesellschaft auf sich richten, man kann damit provozieren oder sich darin verstecken. Josephine Baker, die bis zu ihrem achten Lebensjahr keine Schuhe besitzt, erlangt Bekanntheit, weil sie in jungen Jahren bei ihren Auftritten kaum etwas trägt und sich später umwerfend elegant kleidet.

Die Modejournalistin Helen Hessel fällt durch ihren androgynen Look auf, die Malerin Georgia O´Keeffe zieht sich in ihre minimalistischen schwarzen Textilien zurück. Einige der Damen designen oder nähen ihre Garderobe selbst, andere greifen Trachten, Farben, Styles indigener Völker auf und Louise Nevelson durchwühlt förmlich die Flohmärkte New Yorks, um extravagante Fundstücke kreuz und quer und kunterbunt zu eigenwilligsten Kreationen zu kombinieren.

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Marie Benedict: Die einzige Frau im Raum

Es gibt Lichtgestalten in der Geschichte, die ihrer Zeit weit voraus sind. Helle Geister, mutige Vorreiter, Menschen mit erweitertem Horizont. Hedy Lamarr war so eine Gestalt. Unter diesem Namen machte sie in Hollywood Karriere und wurde in den 40er Jahren als schönste Frau der Welt gehandelt. Wohingegen wenig über Hedwig Kiesler, die interessantere Frau hinter der Rolle bekannt ist. Über die Erfinderin, die Widerstandskämpferin, das Genie. Hedwig Kiesler hätte vieles sein können. Wenn sie nicht jüdisch und vor allem keine Frau in den 1930er und 1940er Jahren gewesen wäre. Das Problem an Lichtgestalten ist häufig, dass sie zu Zeiten leuchten, in denen ringsum noch Dunkelheit herrscht. Weshalb sie selten ein glückliches Ende finden.

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Orna Donath: #regretting motherhood

Die meisten von uns kennen keine Mutter, die offen ausspricht, dass sie die Mutterschaft bereut. Manchmal sagen Mütter zwar, dass sie die Freiheiten vermissen, doch darauf folgt dann sofort ein: „Aber ich würde mich trotzdem wieder so entscheiden“. Es gibt sie aber: Frauen, die sich nicht mit der Mutterrolle identifizieren können. Frauen, die diese Entscheidung bereuen. Frauen, die unter der Mutterschaft leiden. Dieses Gefühl ist gesellschaftlich jedoch so stark tabuisiert und stigmatisiert, dass es selbst in feministischer Literatur nur selten thematisiert wird.

Um diesem Tabu entgegenzuwirken, hat die Soziologin Orna Donath Forschungsarbeiten durchgeführt, in denen sie anonymisierte Interviews mit Müttern geführt hat, die lieber keine Mütter wären. Über die individuellen Erfahrungen dieser berichtet sie in dem Sachbuch „#regretting motherhood. Wie Frauen mit einem unerlaubten Gefühl leben“. Heranwachsende Personen, die noch nicht wissen, ob sie ein Kind haben wollen, sollten dieses Buch unbedingt lesen, um eine andere Sichtweise auf diese Thematik kennenzulernen. Für Mütter, die insgeheim nicht glücklich mit dieser Rolle sind, kann dieses Buch darüberhinaus einen wertfreien Raum schaffen, in dem sie endlich unter Gleichgesinnten sind.

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Jennette McCurdy: I´m Glad My Mom Died

Ich muss zehn oder elf Jahre alt gewesen sein, als die Enkelin meiner Nachbarn in mein Freundebuch schrieb. Unter „Lieblingsserie“ notierte sie „iCarly“. Ich wusste zu dem Zeitpunkt nicht, was das war, aber damit bin ich in meiner Generation ein Einzelfall. iCarly war eine der erfolgreichsten Kinderserien der frühen 2000er, produziert von dem Kinderunterhaltungs-Megakonzern Nickelodeon.

Die Hauptdarstellerinnen gelangten dadurch zu weltweiter Bekanntheit – und eine von ihnen ist Jennette McCurdy. Vor der Kamera spielt sie die durchgedrehte, witzig-zynische beste Freundin der Hauptdarstellerin. Hinter der Kamera ist sie ein traumatisiertes Kind, das von seiner Mutter missbraucht und emotional erpresst wird.

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