Hjorth & Rosenfeldt: Die Schuld die man trägt

Ein neuer Sebastian Bergmann Roman. Billy ist nun endlich überführt, nachdem er sich durch mehrere Bände hindurchgemordet hat. Sebastian Bergmann macht sich selbst – und die anderen, insbesondere die Presse tun das auch – große Vorwürfe, dass er Billies Potential nicht viel eher erkannt hat. Wie konnte dieser jahrelang mit so vielen Fachleuten zusammenarbeiten und niemand hat erkannt, was in ihm vorgeht? Die gesamte Abteilung steht in Frage, soll gar aufgelöst werden. Da taucht eine Leiche in einem Schweinemastbetrieb auf, an die Wand steht gesprüht: „Lös das hier, Sebastian Bergmann!“. Sebastians Tochter Vanja scharrt die Reste der Reichsmordkommission, die sie eigentlich leiten sollte, um sich, um diesen Fall zu lösen und ihre Abteilung vielleicht auch zu retten.

Sebastian geht es aber nicht nur deswegen nicht wirklich gut. Sein langjähriger Klient Tim ist gestorben und dessen Tochter meldet sich bei ihm. Ihn und Tim verband mehr als nur ein Arzt-Patienten-Verhältnis. Genau wie er verlor Tim bei dem Tsunami 2004 ein Kind. Das hat er zumindest behauptet. Jahrelang. Seine Tochter erzählt nun, dass der ertrunkenen Sohn nie existiert hat und dass die Mutter auch nicht so gestorben ist, wie Tim es erzählt hatte. Dem Leser ist wohl schon seit dem letzten Band klar, um wen es sich bei der jungen Frau handelt und langsam schwant auch Sebastian, wer sich da bei ihm gemeldet hat.

Inzwischen mordet der Schweinemastbetrieb-Mörder weiter. Schon seit Beginn der Reihe hat sich Sebastian Bergmann entwickelt. Hatte er im ersten Band so gar kein Schuldbewusstsein bezüglich seiner sexuellen Triebe und der Art, wie er anderen Menschen behandelt, wurde er von Buch zu Buch zugänglicher. In diesem Band nun wird ihm das, was er getan hat, so richtig um die Ohren gehauen. Dabei kann er sich beim besten Willen nicht daran erinnern, was er getan haben könnte. Aber jemand ist auf Rache aus.

Zwar kann man diesen Band theoretisch lesen, ohne die Vorgänger zu kennen, aber die Geschichte wird von Band zu Band komplexer. Immer wieder tauchen Personen auf, deren Verhältnis zu Sebastian man besser kennt, um die Geschichte zu verstehen. Ich glaube, sonst kann man die Motive der Täter nicht mehr nachvollziehen. Das gilt zwar hier nicht für den Täter, um den es hauptsächlich geht, aber vielfach für das Verhalten der anderen Personen um Sebastian herum. Seine komplexen Familienverhältnisse und Liebschaften machen einen Großteil des Reizes der Serie aus. Wer Sebastian also noch nicht kennt, hat noch jede Menge spannenden Lesestoff vor sich.

Denn auch dieser Band war wieder mitreißend, ich fand ihn sogar besser als den Vorgänger. Und auch dieser Band endet wieder mit einem fiesen Cliffhanger in zweifacher Hinsicht. Auf der einen Seite zeigt es mir, dass es mit der Serie vermutlich weitergeht – was bei dem Ende dieses Buches nicht so selbstverständlich erscheint, auf der anderen Seite finde ich diese Cliffhanger bei Reihen, die jährlich oder alle zwei Jahre erscheinen, zunehmend nervig. Da hat man sich ein ganzes Buch lang mit Personen angefreundet, ist ihnen gefolgt und hat mit ihnen gelitten und dann hängt man für eine lange Zeit einfach in der Luft. Mir scheint es, als würde das in den letzten Jahren zunehmend schlimmer. Also mal eine Botschaft an die Autoren, oder die Verlage oder wer immer das entscheidet: Wenn mir ein Buch gefallen hat, kauf ich den nächsten Band auch ohne Cliffhanger, wenn es nix war, ist mir auch egal, wer da gerade wie in der Luft hängt. Cliffhanger wirken sich also zumindest in meinem Fall zu 0% auf die Verkaufszahlen auf und verärgern mehr als sie nutzen.

Fazit: Neuer spannender Fall um einen sich immer weiter entwickelnden Sebastian Bergmann und die gerade so noch existierende Reichsmordkommission.

Hjorth & Rosenfeldt: Titel: Die Schuld, die man trägt
Aus dem Schwedischen übersetzt von Ursel Allenstein
Wunderlich, November 2023
477 Seiten, Hardcover, 25 Euro

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.