Bernhard Aichner: Yoko

Yoko ist Ende zwanzig, als sie die Metzgerei, die sie von ihrem Vater geerbt hat, in eine kleine Manufaktur umwandelt. Mit Hingabe verpackt sie fortan das Glück in Kekse, anstatt Schweinehälften zu zerlegen. Sie ist verliebt, ihr Leben ist erfüllt von Leichtigkeit, doch von einem Moment zum anderen zerbricht alles.

Yoko liefert eine Kiste Glückskekse an ein chinesisches Restaurant aus, und als sie versucht, einem kleinen Hund im Hinterhof zu helfen, wird sie für ihre Courage von dessen Peinigern bestraft. Der Hund stirbt. Und Yokos Albtraum beginnt.

Noch ahnt sie nicht, mit wem sie es zu tun hat. Wie viel Leid über sie hereinbrechen und mit welch ungeahnter Härte sie sich dafür rächen wird. Ihr wird alles genommen, was ihr lieb ist. Und deshalb schlägt Yoko zurück. Erbarmungslos.

Wie immer ist es erst mal Gewöhnung bedürftig mit dem Schreibstil von Bernhard Aichner, aber nach einigen Seiten hat man sich dann wieder dran gewöhnt. Er schreibt einzigartig, Dialoge sehen so aus wie in einem Drehbuch, seine Sätze sind kurz und knapp. Aber genau deshalb mag ich seine Bücher auch, denn durch die kurz gehaltenen Sätze weiß man wenigstens noch, wann der Satz angefangen hat. Das Gelesene bleibt allerdings eher ein bisschen gefühllos und kühl, was aber nicht heißt, dass es nicht doch spannend ist. Es war angenehm zu lesen und vor allem auch spannend genug, sodass ich das Buch binnen eines Tages verschlungen hatte.

Das Buch ist nichts für schwache Nerven, denn Aichner beschreibt die Szenen schonungslos und mit all ihrer Brutalität. Hierbei lernt man Yokos Geschichte von Anfang an kennen und es gibt auch einige Rückblenden in ihre Vergangenheit. Die Figur hatte es nicht immer leicht im Leben, ihre Kindheit wurde traumatisiert von ihrem Vater und sie scheint endlich ihr Glück gefunden zu haben, bis sie zu einer rachesüchtigen Bestie wird. Ich konnte nicht recht Gefühle für die Protagonistin aufbringen, da sie durch die Darstellung einfach recht unnahbar wirkt, vor allem will sie keine Hilfe annehmen und schlägt nur zurück, mehr auch nicht. Schwer vorstellbar.

Fazit: Wer auf rasante, temporeiche Krimis steht, ist hier richtig, wenn man sich an den abgehakten und emotionslosen Schreibstil erst gewöhnen muss.

Bernhard Aichner: Yoko.
Wunderlich, 13. August 2024.
336 Seiten, gebundenes Buch, 23,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Katja Plattner.

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