Ben Aaronovitch: Die Füchse von Hampstead Heath

Peter Grant, unser Ex-Bobby und inzwischen angehender Magier in Diensten des Folly, einer Unterabteilung des Yard, entstammt einer Familie aus Sierra Leone. Als Begabter ist er der erste Magie-Lehrling seit Jahrzehnten. Dass seine Nichte, Abigail auch über das Talent verfügt, hat sich bei einem seiner Fälle gezeigt. Nightingale, seit gut einem Jahrhundert Leiter der Spezialabteilung, hat sich den Namen dick mit Füller in seinem Notizbuch vermerkt – mit der modernen Technik hat er es ja nicht so – noch aber ist der Teenager schlicht zu jung, um in den aktiven Dienst übernommen zu werden.

Das hindert Abigail aber nicht daran, ihre magischen Beziehungen spielen zu lassen, als sie bemerkt, dass immer wieder Gleichaltrige für ein paar Tage scheinbar spurlos verschwinden, bevor diese, ohne Erinnerung, was ihnen zustieß, wieder auftauchen. Gemeinsam mit ihren Verbündeten, den sprechenden Füchsen von Hampstead Heath, macht sie sich auf die Suche – und stößt auf ein heimgesuchtes Haus, einen Genius Loci, der droht, auch sie zu vereinnahmen …

Immer wieder einmal schiebt Erfolgsautor Ben Aaronovitch, zwischen die neuen Peter Grant Abenteuer, Titel aus derselben Welt, aber mit anderen Hauptpersonen ein. Neben den bislang zwei Texten (ein Roman sowie eine Novelle), die in Deutschland angesiedelt sind, rückt vorliegend Peters etwas vorlaute Nichte in den Fokus. Mit einem todkranken Bruder belastet, der naturgemäß die Aufmerksamkeit der Eltern fast gänzlich auf sich zieht, wurde diese schon früh selbstständig. Dabei hilft ihr ihre große Klappe und ihr nicht eben kleines Selbstbewusstsein sich auch gegen Ältere und die nervigen Erwachsenen durchzusetzen.

Dieser jungen, frühreifen Göre folgen wir nun in ein Abenteuer, das uns in ein waschechtes Spukhaus mit Vergangenheit führt und uns, neben einer Göttin, auch mit sprechenden Füchsen bekannt macht. Abigail ist eine sympathische Protagonistin. Nicht nur, dass sie mutig ist, dass sie vom Schicksal nicht eben mit Rosen bedacht, trotzdem ihr Herz auf dem rechten Fleck hat, sie nimmt auch die Eigenheiten der Erwachsenen in lakonisch-trockenen Bemerkungen gekonnt auf die Schippe. In Verbindung mit den, diese Jugendslangausdrücke erläuternden Fußnoten von Nightingale, wird die Leserin und der Leser immer wieder zum Schmunzeln angeregt. Man folgt der Erzählerin gerne bei ihrer spannend aufgezogenen gefahrvollen Suche nach dem Grund für das Verschwinden der Altersgenossen. Dass Abigail hier weit über ihr Alter hinaus Verantwortung übernimmt, rundet ihren Charakter ab. Das ist eine junge Frau mit Migrationshintergrund, die viel Leid erfahren hat, dadurch aber nicht etwa verbittert ist, sondern das Leben positiv annimmt. Dabei geht dies nie zu Lasten ihrer Mitmenschen, integer ist das Adjektiv, das mir bei Abigail, trotz ihrer Jugend, in den Sinn kommt.

So ist dies eine Novelle, fast schon ein kurzer Roman, der das Peter Grant Universum um eine neue faszinierende Erzählerin bereichert, dabei spannend unterhält und darüber hinaus auch einen Hinweis auf die tiefste Vergangenheit bereit hält.

Ben Aaronovitch: Die Füchse von Hampstead Heath.
Aus dem Englischen übersetzt von Christine Blum.
dtv, September 2021.
224 Seiten, Taschenbuch, 9,95 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Carsten Kuhr.

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