Arjen Lubach: Der fünfte Brief

brief„Der fünfte Brief – Ein Amsterdam-Krimi“ ist das Krimidebüt des Niederländers Arjen Lubach, das 2013 unter dem Originaltitel „IV“ in den Niederlanden erschien und mit dem Crimezone Debütpreis ausgezeichnet wurde. Auf dem Cover des auf Deutsch bei btb erschienenen Taschenbuchs, das ein Foto von Jon Arnold vom Oudeschans Kanal in Amsterdam zeigt, prangt der Hinweis „Der Bestseller aus den Niederlanden“. Arjen Lubach ist in seiner Heimat ein bekannter Autor, Moderator und Comedian. Nun, das lässt die Leseerwartung steigen.

Und dann diese Enttäuschung. Vielleicht hat der Autor (zu) viele James Bond Filme gesehen, jedenfalls hat er sich zunächst zwei bekannte Spielorte, Amsterdam und die Côte d’ Azur bzw. Provence, für seine Geschichte ausgesucht. Dann ist die Handlung auf einen Zeitraum von 24 Stunden begrenzt, was spannend und schnell sein könnte, würden nicht schon auf den ersten Seiten Ungereimtheiten auf der Zeitschiene auftauchen. So schreibt Lubach auf Seite 7 mit der Überschrift 07:00 Uhr Maison Taciturne, Le Muy, Provence: „In der Ferne liegt das Mittelmeer…Als könne man schnell mal hinlaufen, dabei braucht man mit dem Auto fast anderthalb Stunden.“ Um dann ein paar Seiten später die Protagonistin des Krimis, Elsa Ruys, von dort aus in 2 Stunden nach Amsterdam gelangen zu lassen. Wobei jeder, der im Sommer schon einmal an der Côte d’ Azur war, weiß, welcher Verkehr auf der Küstenstraße nach Nizza herrscht, ganz zu schweigen von der reinen Flugzeit von Nizza nach Amsterdam, die 2 Stunden beträgt. Also, das ärgert mich als Leserin und als Krimi-Fan insbesondere. Dann doch besser keinen 24-Stunden-Krimi.

Die Geschichte selbst ist kurz erzählt. Elsas Vater, Marcus Ruys, ein Professor der Mittelalterforschung wird in seinem Haus in Amsterdam ermordet und hinterlässt seiner Tochter Rätselaufgaben, die sie zu unglaublichen Erkenntnissen ihrer Abstammung führen. Das allerdings wollen wichtige Leute des niederländischen Königshauses verhindern. Ein Wettlauf beginnt, der mit allerlei Explosionen und Toten daher kommt. Am Ende nimmt der damalige Kronprinz und heutige König der Niederlande das Heft des Handelns und die Pistole selbst in die Hand, um seinen Machtanspruch sicher zu stellen.
Ach, denke ich, vielleicht ist der Krimi eine Persiflage? Aber nein, dazu ist er nicht subtil, spöttisch und ironisch genug.
Nur, thematisch ähnliche Geschichten habe ich z.B. bei Dan Brown viel, viel besser gelesen.
Also, „Der fünfte Brief“ von Arjen Lubach ist für Krimi-Kenner dann eine Leseempfehlung, wenn man beide Augen bei der zeitlichen Abfolge und beim Höhepunkt bzw. Ende (wobei das für beide Versionen des Endes gilt) der Geschichte zudrückt, aber mit geschlossenen Augen kann man nun auch wieder nicht lesen.

Arjen Lubach: Der fünfte Brief.
btb Verlag, Mai 2016.
384 Seiten, Taschenbuch, 9,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Sürder.

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