Nach einem heftigen Autounfall leidet die 27-jährige Estelle unter einer Amnesie. Sie kann sich an einige Tage vor dem Unfall nicht mehr erinnern. Sie beginnt zu spüren, dass etwas Wichtiges fehlt. Wo ist ihre sieben Monate alte Tochter Mia? Ein Säugling kann doch nicht einfach verschwinden. Nach und nach kommt heraus, dass Mia schon einige Tage zuvor verschwunden sein muss. Doch warum ist Estelle nicht zur Polizei gegangen, um ihr Verschwinden zu melden? Und wo sind Mias Sachen, ihre Fläschchen, Decken, Anziehsachen, hin? Estelle muss sich in einer psychiatrischen Anstalt auf Spurensuche in ihrem Gedächtnis begeben.
Alexandra Burt schafft es sehr geschickt, ihre Leser und Leserinnen auf viele Fährten zu locken. Anfangs glaubt man sogar problemlos, dass Estelle sich das Baby nur eingebildet hat. Denn wo sollten all seine Gegenstände verschwunden sein? Und wie kann ein Säugling aus einer verschlossenen Wohnung verschwinden, die keinerlei Einbruchspuren aufweist? Selbst Estelles Ehemann, der schon bald im Krankenhaus auftaucht, kann kein Licht ins Dunkel bringen, da er einige Tage nicht in der gemeinsamen Wohnung war, als das Unglück passierte. Die Geschichte entwickelt sich rasch und fast ohne Längen. Besonders interessant ist dabei, dass es neben Estelle keine nennenswerten tatverdächtigen Personen gibt. Sie selbst gerät schnell ins Visier der Ermittler, denn wer sonst hätte die kleine, ständig schreiende Mia besser verschwinden lassen können?
Estelle bestimmt den Roman dann auch maßgeblich. Aus ihrer Perspektive erfährt man die wichtigsten Ereignisse und muss sich auch mit ihrem Nichtwissen, ihrer Amnesie, abfinden. Durch das Fehlen anderer Perspektiven muss man sich vollkommen auf diese Frau einlassen und mit ihr ins Geschehen abtauchen. Ein gelungener Schachzug, der wirkt: „Remember Mia“ ist vielschichtig und spannend. Ein toll zu lesender Roman für Fans von Psychothrillern.
Alexandra Burt: Remember Mia.
dtv, April 2016.
384 Seiten, Taschenbuch, 14,90 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.