Mal was leichtes, federndes für zwischendurch. Vom Großmeister literarisch, komödiantischer Krimis im Wiener Milieu (Kommissar Brenner) fein gezeichnet, und mit einem ständigen Schmunzeln auf den Lippen zu lesen. Der „junge Mann“, ich glaube der Vor- oder Familienname wird nie erwähnt, erzählt von sich selbst und von seiner ersten großen Liebe und von einem Typ namens Tscho, vor dem er Respekt hat, ihn vielleicht auch heimlich bewundert und dessen Freundin und spätere Frau Elsa, in die sich der „junge Mann“ herrlich verliebt. Elsa selbst ist äußerst kokett ihm gegenüber und lässt den Altersunterschied einfach mal weg in dem sie kräftig mit dem (sagen wir ca.) Vierzehnjährigen flirtet, wenn Tscho mit seinem Scania LKW mal wieder auf dem Autoput Richtung Teheran unterwegs ist.
Der „junge Mann“ arbeitet in den Sommerferien an der Tankstelle eines unbestimmten Ortes nicht weit von der deutschen Grenze in Österreich und fühlt sich in seiner pubertierenden Zeit einfach zu dick. Zu Hause hat er eine fürsorgliche Mutter, die ihn zu sehr füttern will, und sein Vater, köstlich beschrieben, hat einen kleinen psychischen Schatten in der Landesklinik aufzuarbeiten. Der „junge Mann“ schafft es tatsächlich, seine Rundlichkeit abzulegen und irgendwann beginnt ein ziemliches Abenteuer, was mich ein wenig an „Tschick“ (Wolfgang Herrndorf) erinnerte. Das Ganze spielt Anfang der Siebziger, zu Zeiten der Ölkrise und der nicht einfachen Landesgrenzen; um die sorglos zu durchqueren, z.B. ins damalige Jugoslawien und wieder raus, da muss der Tscho, unser Scania LKW Fahrer, schon hier und da ein paar Schillinge heimlich ins Zöllnerhäuschen werfen. Tscho, der sich den „jungen Mann“ auf seiner letzten Fahrt quasi als Beifahrer nach Thessaloniki ausgesucht hat, entpuppt sich während des Tripps als windige Existenz, bleibt aber immer im grünen Bereich, sind doch seine kleinen persönlichen Katastrophen, eher zum bemitleiden. Der „junge Mann“ sieht zum ersten Mal das Meer und eine wuselnde griechische Stadt, wo er ein wenig den Überblick verliert. Showdown dann auf der Rückfahrt, aber so wie die ganze Geschichte entspannt und locker zu lesen ist, gibt’s auch hier einen Ausweg. Und wenn der „junge Mann“, Elsa und Tscho, der kleine Gauner, nicht gestorben sind, so leben sie noch heute! Wunderbare Abwechslung in diesen bitteren Zeiten!
Wolf Haas: Junger Mann.
Hoffmann & Campe, September 2018.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 22,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Fred Ape.