Das Cover hat mich neugierig gemacht. Der Teller Spaghetti mit Tomatensauce, in dem senkrecht ein Messer steckt, rundum (Blut?)- dunkelrote Spritzer.
Blutrünstig ist dieser unterhaltsame, leichte Krimi allerdings überhaupt nicht. Gemordet wird hier mit Gift. Angeblich lässt diese Methode ja auf eine Frau als Täterin schließen, aber man soll ja keine voreiligen Schlüsse ziehen, schon gar nicht als Leser. Die einzig relevanten Frauen hier haben auch eigentlich überhaupt kein Motiv – sie würden sich nur selber schaden. Weder Gina, die Seniorchefin im „Salento“ noch Donatella, ihre Kellnerin, würden ja wohl einen Gast vergiften und so dem Ansehen der Trattoria Schaden zufügen. Und Camilla, Inhaberin und Küchenchefin im veganen Nobelrestaurant „Camilla’s“ hätte ja wohl schon überhaupt kein Interesse daran, ihren guten Ruf aufs Spiel zu setzen und den angestrebten ersten Stern, mit einem Giftmord leichtfertig aufzugeben. Pikantes Detail: in beiden Restaurants verstirbt am selben Abend und zur gleichen Zeit ein Gast, nachdem er Salsicce gegessen hatte.
Da beide Restaurants ihre Wurst aus derselben Manufaktur beziehen, auch die vegane Variante, von der sich der Besitzer der Manufaktur ein neues Geschäftsfeld zu erschließen hofft, geraten Chef und Mitarbeiter natürlich in Verdacht. Bald ist klar, es wurden nur die veganen Salsicce vergiftet. Aufatmen in der Trattoria! Camilla fragt sich aber nach wie vor, wer wohl ein Interesse daran haben könnte, ihr zu schaden. Peppino, Kriminalhauptkommissar, der sich hat beurlauben lassen, um in der Trattoria die Stelle seines Vaters als Küchenchef zu übernehmen, bietet ihr seine Unterstützung an. Gemeinsam ermitteln sie parallel zu Peppinos Kollegen. Dank der „alten Kontakte“ von Peppinos Vater bekommen sie Unterstützung von Leuten, die die Polizei ganz sicher nicht offiziell unterstützen würden.
Ein sehr unterhaltsamer Krimi. Witzig, spritzig, leichte Mafia-Anklänge, Verbindungen, die man besser nicht offenlegt, die aber eben nützlich sind, wenn man sie braucht. Alte Freundschaften sollten eben gepflegt werden und sei es nach Feierabend bei einem guten Essen im „Salento“.
Leichte Kost mit kulinarischen Akzenten. Am Ende gibt’s mehrere Rezepte, die in beiden Restaurants angeboten werden – in beiden Versionen. Vegan und traditionell also. Camilla und Peppino haben das Potenzial zum neuen, etwas anderen Ermittler-Duo.
Tim Berger: Ein Häppchen Mord
Piper, März 2024
300 Seiten, Taschenbuch, 13,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Ertz.