Tessa Maelle: Plastic Girls

Erster Eindruck

Unter der Rubrik „Krimi“ findet sich im Programm des Alea Libris-Verlags der Roman „Plastic Girls“ von Tessa Maelle. Angesichts der Spannung, die mir das Buch beschert hat, finde ich das nur dadurch gerechtfertigt, dass im Verlagsprogramm die Sparte „Thriller“ fehlt.

Inhalt

Was geschieht, wenn vier Frauen gemeinsam 90 Millionen Euro gewinnen? Das Positive daran ist ihr Entschluss, einen Großteil als Gewinn auszuloben für ein Umweltprojekt, dass die Weltmeere von Plastik befreit. Die negative Folge ist der gewaltsame Tod von Emma, und auch Ava, Wally und Kim sehen sich Todesdrohungen ausgesetzt, wenn sie ihren Wettbewerb nicht aufheben. Doch wer hat Emma auf dem Gewissen und ist der Urheber der Drohungen? Ein Konkurrent unter den Wettbewerbern? Eine Lobby, die vom Plastik lebt? Und weder die australische noch die deutsche Polizei nehmen die Anzeige der Frauen ernst …

Schreibstil

In vielen kurzen Kapiteln, wohl einem Markenzeichen der Autorin, wechselt immer wieder die Erzählperspektive. Vor allem kommen Ava, Wally und Kim zu Wort, erzählen von ihrem Verdacht, ihren Befürchtungen und den Zweifeln, die sie zwischen Weiterführen und Aufheben des Wettbewerbs zerreißen. Doch Tessa Maelle lässt uns auch teilhaben an der Geschichte und den Beziehungen der Frauen zu ihren Partnern, ihren Kindern, zu ihrem Beruf. Durch die Schilderung von Emmas Tod beginnt der Roman auf einem hohen Spannungsniveau, das sich bis zum Show-Down konsequent steigert und von geschickt gesetzten Twists lebt. Erfrischend sind zwischendrin die ruhigen Szenen, die sich entweder um ein Sich-Besinnen der Protagonistinnen oder um das Leben von Nebenfiguren drehen, die den Leser manchmal auf eine falsche Fährte lotsen. Auch durch eine authentische Sprache mit pointiert eingestreuten englischen Redewendungen gelingt es der Autorin, den Leser ins Geschehen einzubeziehen. Dialoge und Gesten erzeugen Kopfkino, und die Satzkonstruktionen sind flüssig und abwechslungsreich. All das macht den Roman lebendig und leicht zu lesen.

Fazit

Tessa Maelles Thriller „Plastic Girls“ muss sich hinter Romanen von Dan Brown und Tom Clancy nicht verstecken. Im Gegenteil: Die Spannung ist – wenn auch nicht weltumspannend – vom gleichen Niveau, und dass die bei Brown und Clancy gewohnte Hektik fehlt, habe ich als wohltuend genossen. So konnte ich den Blick mehr auf Inhalt und Schreibstil richten.

Tessa Maelle: Plastic Girls

Alea Libris Verlag, April 2025
Deutsch
220 Seiten, Taschenbuch, 9,90 €

Diese Rezension wurde verfasst von Michael Kothe.

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