Stefan Zeh: Fataler Wahn

Albträume nicht ausgeschlossen

Rezept
Man nehme:
1 Triebtäter,
3 Opfer, jung, weiblich, Single,
4 Ermittler, die unterschiedlicher kaum sein könnten.

Nacheinander gönne man den Zutaten einzelne Kapitel, dem Triebtäter die seinen als Ich-Erzähler, die der Opfer und der blutjungen Kriminalbeamtin Julia Beck in der dritten Person und alle in der Vergangenheit. Das Gericht genießt man am besten ans Kopfende seines Bettes gelehnt, nur mit einer dünnen Decke, das kühle Schlafzimmer unzureichend durch die Nachttischlampe ausgeleuchtet, und schon ist eine schlaflose Nacht oder eine mit Albträumen garantiert.

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Sibylle Baillon: Wie Spuren am See – Die Erbin

Erster Eindruck

Obwohl ich Kriminalromane lieber lese und schreibe als Liebesromane, hat mich Sibylle Baillons „Wie Spuren am See – Die Erbin“ vom ersten Kapitel an magisch angezogen. Ein sympathisch blumiger Schreibstil offenbart die Gefühle der Protagonistin Isabella, in der sich Leserin und Leser sofort wiederfinden können. So beflügeln ihre Gedanken und die Dialoge die Fantasie, die unweigerlich der Handlung vorauseilt. Gelegentliche Widersprüche zwischen einer aus Gewohnheit vorbestimmten Absicht und der spontan entgegengesetzt getroffenen Entscheidung verführen durch sanfte Ironie zum Schmunzeln.

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Andy Klemm: Blutmähne: Sachmets Vermächtnis

Andy Klemm: Blutmähne – Sachmets Vermächtnis: Historische Fantasy mit erotischem Einschlag

Erster Eindruck:
Der kryptisch klingende Prolog erschloss sich mir erst nach einem Drittel des Buches, als ich lernte, dass die Geschichte der Unsterblichen vor Tausenden von Jahren ihren Anfang nahm. Im Mittelpunkt stehen Donatella, Elani und später Anshu als Ich-Erzählerinnen. Spannend zieht der bildgewaltige und blumige Schreibstil Leserinnen und Leser in seinen Bann, und die Identifizierung mit einer der beiden ersten Figuren – oder mit beiden – erzeugt Kopfkino.

Inhalt:
Als sich Donatella in Elanis Gewalt wiederfindet, weiß sie nicht, wie sehr sich ihre Schicksalsfäden ineinander verweben werden. Als Unsterbliche und Bluttrinkerin verhasst – das Wort „Vampir“ taucht im Roman nicht auf – lebt sie seit Jahrhunderten unter Menschen und versucht, das Geheimnis ihrer Bestimmung zu lüften und dabei nicht aufzufallen. Der Titel „Blutmähne“ bezieht sich auf ihr rotes Haar und nicht auf ihren oft gezügelten Durst nach dem Blut zumeist zufälliger Opfer.

Der Verrat durch einen früheren gemeinsamen Liebhaber macht Donatella und Elani zu Verbündeten, obwohl Elani Donatella dafür hasst, ihren Vater getötet und ihre Mutter entführt zu haben. Die Ziele ihrer Suche sind unterschiedlich: Während Elani überzeugt ist, ihre Mutter Salomé lebe noch und sie werde sie finden, sucht Donatella zu ergründen, welche Gefahr den Unsterblichen droht. Ruhender Pol ist eine Sippe der Roma um Anshu, mit der Donatella einen Pakt geschlossen hat: Die Roma schützen sie bei Tag und sie die Roma des Nachts. Von hier bricht sie mit Elani ins historische Paris auf, um den Zusammenhang zwischen dem Schicksal der Bluttrinker und dem Salomés zu enträtseln.

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Matthias Wittekindt & Rainer Wittkamp: Fabrik der Schatten

Was uns der Geschichtsunterricht über die Kaiserzeit nie beibrachte, zeigt uns lebendig der Thriller „Fabrik der Schatten“: die Mentalität der Menschen im deutschen Kaiserreich und den östlichen Nachbarländern um 1900. Wer genau hinsieht, findet Parallelen zu heutigen Ressentiments und Vorlieben. Ermittlungen des deutschen Geheimdienstes offenbaren eine völkerrechtswidrige Verschwörung hinter einem Anschlag, der als Eisenbahnunfall beginnt. Der Roman ist packend geschrieben und reißt den Leser mit auf Grund seines ausgefeilten Schreibstils, der spannenden Handlung und dem tiefen Einblick in die Charaktere der beteiligten Personen.

Major Alfred Craemer, Abteilungsleiter beim deutschen Geheimdienst erfährt, dass nach Zeugenaussagen das überlebende Opfer eines Eisenbahnunglücks bei Bingen von den französisch sprechenden Verfolgern durch Schüsse hingerichtet worden sei. So vermutet er mehr als einen Bandenkrieg. Zusammen mit seiner Sekretärin Lena Sommer, deren Identität und wahre Aufgabe sich dem Leser erst nach und offenbaren, reist er für seine Recherchen nach Bingen. Weiterlesen

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Nathalie C. Kutscher: Ylva: Die verlorene Königin

Gespannt war ich auf den Genremix aus Lesbian Romance und Fantasy. Wie von Nathalie C. Kutscher gewohnt, erwartete mich auch in „Ylva: Die verlorene Königin“ eine einfühlsam und liebevoll geschilderte Beziehung, bei der sich die Erotik dezent im Hintergrund hält. Die abenteuerliche Fantasy zeigt sich lebendig und recht gewaltarm.

Während Ylva als Kind zu ihrem Schutz vor dem Weltenwolf Yadaei vom Königshof ihres Vaters einem abgelegen lebenden Clan anvertraut wird, wächst Nara zur Kriegerin heran, Yadaei soll den Eroberungsdrang ihres Volkes unterstützen und das Königreich Aluja von Ylvas Vater unterwerfen. Als Kinder begegnen sie sich in ihren Träumen, bei ihrem ersten Zusammentreffen sind sie in den Zwanzigern. Bis dahin haben sich ihre unterschiedlichen Verhältnisse zu Yadaei gefestigt. Doch ist ihre Rolle als Wolfshüterin anders, als sie sich vorgestellt haben. Weiterlesen

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C.J. Tudor: Das Gotteshaus

Wenn ich an Dan Brown denke, machen Hetze und Metropolen als Schauplätze einen Thriller aus. Nicht aber bei „Das Gotteshaus“ von C.J. Tudor. Die Handlung entwickelt sich langsam und spielt am „Arsch der Welt“. Der Roman ist in erfrischender Umgangssprache geschrieben – einschließlich der Kraftausdrücke – und erzählt aus den Perspektiven dreier Figuren. Und er ist spannend vom ersten Satz an.

Als Pfarrerin Jack Brooks mit ihrer 15jährigen Tochter Flo in das gottverlassene Nest Chapel Croft (was nichts mit dem gleichnamigen Waldstück südöstlich von London zu tun hat) einzieht, lässt jeder Moment in der verwahrlosten Kirche und im heruntergekommenen Pfarrhaus Unheil erwarten. Scheinbar will jeder in der zwei Dutzend Häuser großen, aber weitläufigen Gemeinde sein Geheimnis hüten, während Reverend Brooks unter ihrem eigenen leidet und gezwungenermaßen die Geheimnisse ihrer klein- bis spießbürgerlichen Schäfchen lüften muss. Das ist unumgänglich, um den vermeintlichen Spuk der „brennenden Mägdelein“ in ihrer Kirche sowie das Verschwinden zweier Mädchen aufzuklären. Nur so kann sie die befürchtete Gefahr von Flo abwenden. Doch dadurch begibt sie sich in einen Strudel aus Märtyrersage, Tradition, Glaube und Weltlichkeit, der letztendlich für sie und Flo lebensbedrohend wird … Weiterlesen

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Anja Gust: Die Schwebfliege

Schon auf den ersten Seiten drängte sich mir – vom bestens genossenen lockeren Schreibstil inspiriert – der Vergleich mit Karsten Dusses Bestseller „Achtsam morden“ auf und mit Tatjana Kruses K&K-Hobbydetektivinnen etwa aus „Der Gärtner war’s nicht!“. Als Mensch, der selbst Bücher samt Krimis schreibt, lese ich analysierend. Doch bei „Die Schwebfliege“ warf ich bald jede diesbezügliche Absicht über Bord und gab mich ganz dem Lesevergnügen hin. Wer auf Grund von Cover und Klappentext glaubt, einen „normalen“ Krimi zu kaufen, wird von Anja Gust mit einem fesselnden, jedoch leicht lesbaren und unterhaltsamen Psychothriller bedacht.

Bizarr erscheint Hinnerk Thies seine Situation, als er einem aufdringlichen Passanten aus dem Weg gehen will und sich in ein fremdes Wohnhaus flüchtet. Das unerwartete Wiedersehen dort mit einer alten Bekannten wirft Probleme auf, und so sieht sich der auf Harmonie bedachte städtische Angestellte bald nicht nur in Gesellschaft jener Tatjana, sondern auch im Streit mit Hamburgs Kiezgrößen. Entspringt Tatjanas Geständnis, ihn zusammen mit ihrem ‚Macker‘ Berti erpressen zu wollen, wirklich ihrem Gewissen oder ist es Teil eines perfiden Plans, ihn in den Sumpf des Rotlichtmilieus zu ziehen und zu ihrem eigenen Vorteil untergehen zu lassen? Weiterlesen

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Fabian Navarro: Miez Marple und die Kralle des Bösen

Einen Katzenkrimi in der Hand zu halten, verspricht Spannung. Nicht nur des Genres wegen, sondern auch in Bezug auf die Realitätsnähe „tierischen“ Verhaltens. Fabian Navarro hat mich nicht enttäuscht. Dazu kommt ein sympathisch erfrischender Schreibstil.

Miez Marple, die stadtbekannte Katzendetektivin, hat sich aus allen Ermittlungen zurück­gezogen und erfreut sich des Lebens als normale Hauskatze, als ihr Kamerad und Assistent Watson unter falschem Verdacht verhaftet wird. Der Produzent berühmter Katzenvideos mit Florian Silberschweif wurde ermordet, und der prominente Kater ist verschwunden. Das ist erst der Anfang einer Kette verbrecherischer Untaten durch die Katzenmafia und ihrer geheimnisvollen Gegenspielerin, durch kriminelle Hähnen und einen mörderischen Hummer. Bei der Aufklärung geraten sich Miez Marple und die Katzenpolizei gegenseitig ins Gehege.

Die Vermenschlichung von Katz‘ & Co glaubhaft darzustellen, ist eine Herausforderung, der sich Navarro auf humorvolle Weise erfolgreich gestellt hat. Seine Darstellung kätzischer Verhaltensmuster wie auch die gut durchdachten kriminellen Handlungen und Organisationen kann ich als Katzenhalter und Krimileser als authentisch – zumindest als plausibel – bestätigen. Weiterlesen

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Esther Novalis & Jean P.: Immaculati: Gefährliches Spiel

Detektivarbeit mit erotischem Knistern. Die ersten Seiten – geschrieben aus der Ich-Perspektive – lassen einen Roman vermuten, der zwischen Krimi und Thriller angesiedelt ist. Mit reichlich Selbstironie und mit seinem erotischen Einschlag erinnert der Anfang vom Schreibstil her trotz des anderen Settings an den Vampir-Thriller Night Rebell – Kuss der Dunkelheit der erfolgreichen amerikanischen Schriftstellerin Janiene Frost, die Handlung um Mädchenhandel lässt Parallelen zum aktuellen Bestseller Tom Clancy –  Das Reich der Macht erwarten. Beide Vermutungen führen in die Irre: Mit Immaculati hat das Autoren-Duo Esther Novalis und Jean P. ein eigenständiges Werk geschaffen – aber inhaltsmäßig genauso wie vom Schreibstil her packend wie die genannten Bestseller.

Als Beatrice Philipps sich in der Detektei von Marc Phillips um eine Anstellung bewirbt, spielen die Hormone verrückt. Sie erhält den Zuschlag sogar für eine Partnerschaft und wird gleich im ersten Auftrag in einen Wirbel aus Geheimnis, Gewalt und Erotik hineingezogen, wobei die Beziehung zu ihrem Partner Marc alles andere als rein geschäftlich bleibt. Nur ihre telepathische Verbindung zu ihm retten sie letztendlich aus den Fängen des Geheimbundes der Immaculati, der in klösterlichen Gemäuern mit Mädchenhandel ein weltweit florierendes Geschäft betreibt und in den sie sich einschleichen. Sollte ihnen die Aufklärung von Menschenhandel und Zwangsprostitution gelingen, wäre das nur ein kleiner Schritt, denn der erste der auf drei Teile ausgelegten Serie spielt an nur wenigen Schauplätzen. Weiterlesen

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Gitte Jurssen: Tatort Dangast – Ein Mord und der Gesang von Melodie

Nachdem der Leser den Mord an Marietta Großkopf sozusagen als Augenzeuge miterlebt, lenkt die Autorin seinen Blick auf die Ermittlertruppe des Kommissariats in Varel. Alles andere als nüchtern gehen die Kriminaler mit dem Fall um. Nicht nur, weil Mord ohnehin aufwühlt, sondern auch wegen ihrer zwischenmenschlichen Beziehungen, persönlichen Erwartungen und wegen ihrer unterschiedlichen Charaktere. Grässliche Tierquälerei auf Ponyhöfen lässt nicht nur wegen der räumlichen Nähe Verbindungen zwischen den Verbrechen vermuten und lassen den Leser nicht unberührt. Durch den klaren Schreibstil behält er in der komplexen Handlung stets den Überblick.

Ein Mord und die Vergewaltigung des Opfers wollen aufgeklärt werden in dem sonst eher beschaulichen Örtchen Dangast. Die Kollegen des Kommissariats im nahe gelegenen Varel treibt jedoch nicht nur die Suche nach Zeugen um, sondern auch ihre persönlichen Befindlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart sowie die Sorge um die Gesundheit ihrer Teamleiterin, der Hauptkommissarin Christin Kim. Verstümmelung und Tötung von Ponys auf einem Pferdehof steigern ihre Betroffenheit und stacheln sie bei ihren Ermittlungen an, denn ein Zusammenhang ist nicht auszuschließen, sodass bald beide SoKos zusammenarbeiten. Bringen sie ein zweiter Mord und ein Mordversuch durch neue Erkenntnisse in ihrer Arbeit voran? Weiterlesen

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