Tana French: Der dunkle Garten

Es beginnt alles mit einem nächtlichen Überfall, der Tobys Leben für immer verändert. Eine Kopfverletzung macht ihn schwach und anfällig, aber vor allem kann er sich nicht mehr auf seine Erinnerungen verlassen. Gerade noch 28, verliebt, erfolgreich im Beruf, traut er sich jetzt kaum noch hinaus. Er zieht sich in das Haus seiner Kindheit zurück, in dem sein Onkel gerade eine Krebsdiagnose  bekommen hat und Betreuung braucht. An einem sonnigen Nachmittag zieht Tobys kleiner Neffe einen Schädel aus einem hohlen Baum und damit beginnt eine Reise in die Vergangenheit, die für Toby um so schwieriger ist, weil er eben seinen Erinnerungen nicht trauen kann. Er kann doch nicht der Mörder sein, oder etwa doch?

Tana French zieht den Leser mit hinein, in diese am Anfang so einfach und liebevoll erscheinende und dann plötzlich doch so komplizierte und grausame Familiengeschichte. Hier versucht jeder, jeden zu beschützen, aber wer kennt denn die Wahrheit? Der Tote ist bereits seit mehreren Jahren tot, ein Mitschüler der Geschwister, beliebt, aber in seinen letzten Monaten war er irgendwie seltsam. Und dann soll er sich umgebracht haben, aber die Leiche wurde nie gefunden – bis jetzt. Was hat er in dem Garten zu suchen gehabt, wo doch jeder glaubte, er habe sich weit entfernt ins Meer gestürzt? Und recht bald ist klar, dass er sich nicht selbst umgebracht haben kann. Wie kam die Leiche in den Familiengarten?

Tana French verwirrt den Leser genauso, wie Toby, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, verwirrt ist. Er glaubt oft, der Lösung des Falls näher gekommen zu sein, aber die Polizei und die Familie ist ihm immer einen Schritt voraus, wie er am Ende erkennen muss. Das Ende ist wirklich überraschend, aber auch ein bisschen enttäuschend. Überhaut hat mich dieser Psychothriller nicht vollständig überzeugt. Genau wie Toby kannte ich immer nur einen Teil der Wahrheit, das machte das Ende spannend, führte aber deutlich zu Längen und Verwirrungen. Zumal hier zwei Fälle verknüpft sind, einmal der nächtliche Überfall auf Toby und dann der Mord. Bis zum Ende ist unklar, ab die beiden Fälle – wie Toby mehr und mehr glaubt – wirklich miteinander zu tun haben.

Fazit: Mir hat irgendetwas an diesem Roman gefehlt, auf das ich den Finger nicht ohne weiteres legen kann. Ich fand ihn jedenfalls nicht wirklich überzeugend.

Tana French: Der dunkle Garten.
Scherz, Dezember 2018.
656 Seiten, Taschenbuch, 16,99 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.

Teilen Sie den Beitrag mit Ihren Freunden und Kontakten:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.