Alice ist tot. Das erfährt man schon am Anfang des Hörbuches. Der Autor geht nicht nur der Frage nach, warum und wie sie gestorben ist, sondern auch, wie sie gelebt hat. Alice Salmon war eine moderne Frau, schon Stunden nach ihrem Tod geht die Nachricht wie ein Lauffeuer über Facebook und Twitter.
„Wer war Alice“ ist keine lineare Erzählung, vielmehr ist es eine Zusammenstücklung aus SMS, Briefen, Tagebucheinträgen, Erinnerungen, Protokollen und Facebook-Posts. Das ist eine relativ neue Art des Erzählens und ich weiß nicht, wie das im eigentlichen Buch klappt, aber im Hörbuch ist das genial umgesetzt. Mit sieben Sprechern ist es dem Hörverlag gelungen, die Stimmung einzufangen, von der ich denke, das er Autor sie erzeugen wollte. Josefine Preuße ließt Alice Tagebucheinträge und lässt vor unseren Ohren eine junge Frau auf dem Weg ins Leben entstehen. Sie hatte noch so viel vor, sie hatte noch Pläne. Sie hatte auch Probleme, aber sie war auch intelligent und wortgewandt. Wurde sie ermordet oder sprang sie selbst ins Wasser?
Dieser Professor Jeremy Cook, was hat er für ein Interesse, eine Sammlung über Alice zusammenzustellen? War sie mehr für ihn als nur eine ehemalige Studentin? Ihre Freunde Luke und Ben, hat einer von ihnen sie getötet und warum?
Im Laufe des Hörbuchs taucht Alice Leben nach und nach aus der Dunkelheit empor, ein Puzzlestück folgt dem nächsten und der Hörer setzt es selbst zusammen. Wie gesagt, als Hörbuch fand ich diese Technik absolut genial. Es hat Spaß gemacht, sich Alice Leben zusammenzurätseln. Wer lügt in dieser Geschichte? Wir bekommen Briefe, SMS usw. ungefiltert, das bedeutet auch, dass wir selbst – ohne jeden Hinweis durch den Autor – zusammensetzen müssen, was wir glauben können und was nicht.
Tolles Hörerlebnis.
T. R. Richmond: Wer war Alice, gelesen von Josefine Preuß u.a..
Der Hörverlag, Februar 2016.
1 mp3-CD, 14,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Regina Lindemann.