Die Menschheit muss sich bei durchschnittlich -40 Grad in einer zugefrorenen Welt zurechtfinden, in der man maximal eine halbe Stunde draußen überleben kann. Einzig in Snowglobe, einer Stadt unter einer gläsernen Kuppel, ist das Wetter gemäßigt und ein normales Leben möglich. Der Preis für dieses Leben ist die Aufgabe sämtlicher Privatsphäre; die dort lebenden Menschen sind alle Teil verschiedener Reality-Serien, die diejenigen außerhalb von Snowglobe von ihrem bitteren Leben ablenken sollen.
Chobahm hat sich vorgenommen, nach Snoglobe zu gelangen und Regisseurin zu werden. Das ist ihr Traum, während sie Tag für Tag wie alle anderen Bewohnern ihres Dorfes damit verbringt, in einem der menschengroßen Hamsterräder zu laufen, die den Strom produzieren. Sie will ein Leben führen, wie ihr Idol Haeri, eine Schauspielerin mit dem perfekten Leben, der perfekten Familie. Immerhin sehen die beiden sich sogar ähnlich.
Als eine weltberühmte Regisseurin bei Chobahm auftaucht und ihr anbietet, Haeris Platz einzunehmen, fällt diese aus allen Wolken: Ihr Idol hat Selbstmord begangen. Obwohl sie doch das perfekte Leben hatte! Oder?
Als Chobahm unter ihrer neuen Identität nach Snowglobe reist, muss sie feststellen, dass nicht alles strahlt, wenn die Scheinwerfer abgewendet sind …
„Snowglobe“ ist ein verstörend spannender Science Fiction Thriller und eines der besten Bücher, die ich dieses Jahr gelesen habe! Die schillernde Welt hinter der Glaskuppel entwickelt sich mit jeder Seite zu einem immer tiefer werdenden Abgrund, der die Skrupellosigkeit der Menschheit mit jedem Wort einfängt. Das Buch ist nichts für schwache Nerven, aber es lohnt sich! Park schafft es überzeugend, aus der Perspektive einer gehirngewaschenen Protagonistin grafische Grausamkeiten wie nebensächlich erscheinen zu lassen und den Leser dadurch nur umso mehr zu schockieren.
Das Ende bleibt einigermaßen offen und damit unbefriedigend; es weist auf den zweiten Band hin – dessen Übersetzung bisher jedoch nicht angekündigt ist. In meiner umfassenden Empfehlung also hier der kleine Hinweis: Nur lesen, wenn die Lektüre des zweiten Teils auf Englisch eine Option ist; alleinstehend irritiert das Ende eher, als dass es abschließt. Ansonsten haben wir hier einen dystopischen Roman, den man sich bedenkenlos zwischen „Die Tribute von Panem“ und „Die Bestimmung“ ins Regal stellen kann. Besser können Sie ihre 17 € eigentlich gar nicht investieren.
Soyoung Park: Snowglobe
Piper, April 2025
432 Seiten, Taschenbuch, 17,00 Euro
Diese Rezension wurde verfasst von Isabella M. Banger.