Simon Beckett: Versteckt

… Ich kann mich nicht wirklich als Kurzgeschichtenautor bezeichnen. Die meisten … werden nie vollendet … während ich voll und ganz auf das Buch fokussiert bin. … Oft bleiben sie, wie sie gerade sind, … unter der Rubrik ‚Für später‘ …“ (Vorwort, S. 7)

„Für später“ ist in Simon Becketts aktuellem Buch gerade wahr geworden. Dank der Begleitumstände von Corona. Seine Kurzgeschichten wurden von Sabine Längsfeld und Karen Witthuhn übersetzt

Der Autor dürfte jeder/m LiebhaberIn von Kriminalromanen bekannt sein. Simon Beckett nannte seinen schmalen Kurzgeschichtenband »Versteckt«, weil nicht nur seine Texte in der berühmt-berüchtigten Schublade ruhten sondern auch wegen der darin verborgenen Geheimnisse, die auf ihre Entdeckung warten.

Natürlich packt er diese Geheimnisse in Mordgeschichten, die so unerwartet in das Leben der Protagonisten eindringen, dass die Betroffenen viel zu spät die Verbrechen als solche erkennen. Besonders bei den beiden längeren Kurzgeschichten entsteht hierbei viel Spannung. Automatisch fühlt und leidet man mit. Die Perspektive der Jugendlichen weckt Empathie, weil die Protagonisten sich so gut wie gar nicht wehren können. Der Außenstehende begreift schneller als sie, wohin sich die erste Liebe oder eine scheinbare Hilfsbereitschaft entwickeln wird.

Simon Beckett hat ein Händchen, scheinbar harmlosen Alltagssituationen die glatte Fassade wegzuziehen, bis es so aussieht, als wäre unter der schützenden Schicht die Gewalt der tatsächliche Alltag und nicht das tradierte, gewöhnliche Erscheinungsbild von Freude und Harmonie. Auch wenn zwischen der Entstehung der ersten und letzten Kurzgeschichte ein paar Dekaden liegen, ist im sicheren, eleganten Schreibstil seiner Texte kein gravierender Unterschied festzustellen.

Wer einmal sein großes Talent entdeckt hat, der behält es zur Freude seiner LeserInnen. Egal, wie früh es beginnt.

Simon Beckett: Versteckt.
Wunderlich, Oktober 2020.
144 Seiten, Gebundene Ausgabe, 10,00 Euro.

Diese Rezension wurde verfasst von Sabine Bovenkerk-Müller.

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