Als Jana mit Kurt zusammenzieht, lernt sie auch dessen gleichnamigen Sohn Kurt aus seiner früheren Beziehung kennen. Der kleine Kurt ist seitdem im wöchentlichen Wechsel bei Papa Kurt und seiner Mama. In den Wochen, die der Junge bei ihnen verbringt, lernt Jana den kleinen Kerl kennen und lieben. „Ich kann meinen Kurt nicht ohne seinen Kurt haben, er gehört dazu. Schon immer. […] Also habe ich jetzt ein Haus und zwei Kurts.“ (Zitat Kapitel I) Alles scheint in bester Ordnung, als die Welt der Erwachsenen durch ein Unglück aus den Fugen gerät. Kurt verletzt sich in der Schule tödlich und stirbt. Zurück bleibt eine Lücke im Leben von Jana und dem großen Kurt. Sie weiß nicht, wie sie mit Kurts Trauer umgehen soll.
Sarah Kuttners neuer Roman „Kurt“ befasst sich intensiv mit dem Thema Trauer. Dabei ist das Gelesene aber bei weitem nicht so schwere Kost wie man denken mag. Es existiert im Roman auch viel Wortwitz und alles ist von Liebe umgeben. Es gelingt der Autorin perfekt, die einzelnen Szenen auf den Punkt zu bringen, ohne zu viel oder zu wenig zu schreiben. Im Roman herrscht eine besondere Stimmung vor, die nicht nur als depressiv umschrieben werden kann. Es ist vielmehr eine sensible Atmosphäre, in der sich Jana bewegen muss. Sie selbst ist auch traurig und möchte in ihrer Trauer gerne mit dem großen Kurt vereint sein. Doch der blockt alles ab und vergräbt sich, findet sogar wieder Zugang zu seiner Exfrau, was für Jana gar nicht so einfach ist.
„Kurt“ ist berührende Lektüre mit unheimlicher Wortgewandtheit. Wer die anderen Romane von Sarah Kuttner mochte, der wird auch „Kurt“ sehr gerne lesen. Die Autorin setzt sich perfekt mit Trauer auseinander und beschreibt auch Janas Rolle sehr genau. Sie fühlt sich wie eine Angehörige des kleinen Verstorbenen, ist es aber dennoch nicht. Sie ist nicht blutsverwandt mit dem kleinen Kurt, will aber trauern als wäre sie es. Sie setzt sich mit Beziehungen auseinander und versucht ihren Platz in dem gemeinsamen Leben mit dem großen Kurt nach dem Tod des kleinen Kurt zu finden.
Ganz großartige Lektüre! Unbedingt lesen!
Sarah Kuttner: Kurt.
Fischer, März 2019.
240 Seiten, Gebundene Ausgabe, 20,00 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.