Sarah Crossan, dieser Name steht mittlerweile für Jugendromane, die selten behandelte Themen aufgreifen und immer irgendwie besonders sind. „Apple und Rain“ befasst sich mit einem nicht ganz so seltenen Thema der Jugendliteratur: der Mutter-Töchter-Beziehung. Apple ist 14 Jahre alt und lebt bei ihrer Großmutter Nana, die sie von Kopf bis Fuß bemuttert und vor allem schützen will. Als Apple 3 Jahre alt war, hat ihre Mutter die beiden verlassen, um nach Amerika zu gehen und berühmt zu werden. Ständig träumt Apple davon, dass ihre Mutter eines Tages einfach wieder da sein könnte. Als es dann wahr wird, kann sie ihren Augen kaum trauen. Da steht ihre Mutter einfach wieder, als wäre nichts passiert – und sie möchte sogar, dass Apple zu ihr zieht!
Ja, natürlich hat diese Geschichte auch einen Haken. Dieser Haken heißt, das verrät der Titel ja irgendwie schon, Rain. Rain ist niemand Geringeres als Apples 10 Jahre alte Halbschwester, von deren Existenz weder sie noch die Großmutter bisher etwas wussten. Auch die Mutter posaunt es nicht gerade heraus, denn dass noch jemand im Haushalt wohnt, merkt Apple erst, als sie im gemeinsamen Kinderzimmer steht! Ab diesem Punkt nimmt die Geschichte, die zwar nicht außergewöhnlich, aber eben doch irgendwie besonders ist, ihren Lauf. Rain ist alles andere als die Vorzeigeschwester und Apple muss schon bald feststellen, dass ihre Mutter weniger nach der verschollenen Tochter als nach einer verlässlichen Kinderbetreuung für Rain gesucht hat.
Sarah Crossan trifft mit ihren Worten gewohnt den perfekten Ton, wie üblich sogar mit leichter Poesie. Diese Poesie wird diesmal sogar Nebenthema des Romans, denn Apple ist begeistert von ihrem Literaturkurs und beginnt, Gedichte über ihr Leben zu schreiben. Auch mit Mutter und Schwester setzt sie sich eng auseinander, Freundschaft mit Gleichaltrigen ist ihr aber ebenso wichtig. Sie ist ein sehr erwachsen wirkender Teenager, was sich aber sicher durch ihre Vergangenheit und den Verlust der Mutter erklären lässt. Crossan gelingt ein toll klingender Roman, der es durchaus mit den Vorgängertiteln der Autorin aufnehmen kann und lesenswert ist, schon allein durch seine liebenswerten Haupt- und Nebenfiguren.
Sarah Crossan: Apple und Rain.
cbt, August 2016.
320 Seiten, Taschenbuch, 12,99 Euro.
Diese Rezension wurde verfasst von Janine Gimbel.